das familiäre Sportklettereldorado
09.-23.05.2012
Pressen, pullen, klemmen und das ganze wieder von vorne, ab und an chalken, atmen, die Fassung behalten...denn das nächste Monsterteil aus rauhem gelb-braunem Kalk wartet schon darauf von dir fest umschlungen zu werden. Sinter-Klettern auf Kalymnos ist einfach anders. Abgespaced, 3-D eben. Körperklettern ist angesagt, in gewisser Hinsicht erinnert es ans Rampfteln in historisch alpinen Wegen, nur eleganter und steiler.
Es wurden schon so viele lobende Worte über Kalymnos geschrieben, doch auch ich kann mich mit Lobesreden nicht zurückhalten. Wahrscheinlich machts die Mischung auf Kalymnos: beste Linien mit grandiosem Fels, der ständige Blick aufs tiefblaue Meer, baden am Nachmittag, die familiäre Atmosphäre und die überaus gastfreundlichen, herzlichen Griechen als Gastgeber in fantastisch gutschmeckenden Tavernen. Wo sonst auf Erden wird freundlich gegrüßt und gewunken, obwohl man nur einmal einen Roller ausgeliehen hat? Oder lediglich eine Fanta im Supermarkt gekauft hat? Die Chefin der Taverne Kokkinides verabschiedet uns mit einer freundschaftlichen Umarmung und 2 Küßchen als wir die kleine Insel verlassen...
Kalymnos ist wirklich winzig, 15000 Einwohner, ein größeres Dorf . Doch umso erstaunter bin ich, dass das Klettern professionell organisiert ist. Eine zentrale Vereinigung kümmert sich um alle Angelegenheiten. Es gibt Anschläge, wo Kletterer Kommentare über rostige Bohrhaken, eingeschliffene Umlenker und sonstige Sicherheitsmankos in den 1700 Sportkletterrouten hinterlassen können. Die Zustiege zu den Sektoren sind mit Tafeln am Straßenrand markiert, so dass nur die ausgewiesenen Trampelpfade zum Felsen benuzt werden. Und überhaupt, für südliche Verhältnisse eine relativ saubere Insel. Ich hoffe nur, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird, wenn der Ansturm auf Kalymnos noch größer wird.
Auf die Frage, "welches meine 3 Lieblingsgebiete sind", komme ich ins Stocken. Dei Qual der Wahl. Da ich ein Fan von Sintern und steilem Überhangsklettern bin (á propos, Kalymnos beherbergt den größten Teil an Routen in gemäßigten Schwierigkeitsgraden, viele davon auf herrlich zerfressenen Platten und Wänden!), fällt die Wahl auf
- Grande Grotta und Panorama
Die Routen weisen allesamt höchste Sinterqualität auf. Ob 6a+ oder 7c. Ein Hochgenuss für diejenigen, die bereits ausgeprägte Sinterkletterfähigkeiten erworben haben. Go for an onsight!
Wir haben natürlich nicht alle Routen klettern können, mangels Zeit und Fähigkeiten, aber genial sind auf jeden Fall:
- DNA und Ivi
- Tufantastic und Trella
- und die 3 Routen rechts davon
Wärs a bissi härter mag, der sollte die Ägialis versuchen (äußerst fotogen!) und die Priapos
Im Sektor Panorama sind zu empfehlen
- Rastapopoulus (mir hats die Haxn pumpt, nicht die Arme!)
- Panselinos
- Super Carpe Diem
- Aeolia Extension
- Bitman
auf Platz 2 folgt die Sikati Cave. Ein so beeindruckendes Loch ist mir noch nicht untergekommen! Angenehmer 40minütiger Zustieg über einen Höhenweg mit Meerblick und einsamem Bucht-Zugang!
- Lolita
- Armata Sikati
Und wenn ich mal groß und stark bin, alle anderen Routen:-)
Ebenfalls ein geniales Sintergebiet, welches bereits in den gemäßigteren Graden zu haben ist, nennt sich Ghost Kitchen. 7 Wahnsinns-Tufa-Linien reihen sich dort nebeneinander. Einfach genial!
Im Sektor Odyssey kann man alles haben, Tufas, Wandklettereien, Platten, harte Lochklettereien. Und die Sonne kommt erst relativ spät.
Feurig rot offenbart sich über Arginonta die Infared Wall, besonders für Genusskletterer das Gebiet der engeren Wahl. Unbedingt zu klettern: "Anna-Maria" und "No sleep till Hammersmith".
In Arhi, dem ersten Gebiet auf Kalymnos, kommen Gehfaule auf ihre Kosten. 5 Minuten sind hier von der Straße nur zu veranschlagen, aber abgespeckt, ist dort trotzdem nix!
Der Klassiker ist sicherlich die "Eros" eine gewaltige Linie mit einer bouldrigen Crux im unteren Teil und lässigen Tufa-moves bis zum Umlenker. Aber auch die "Castor" bietet wiederum für gemäßigtere Kletterer eine coole Tufa-Linie: von Blob zu Blob, dazwischen die blanke Wand, einfach genial!
In Iliada wartet die "Zorba le Gros", eine der besten Routen in diesem Schwierigkeitsgrad auf der ganzen Insel! Eine Mischung aus Sinter und genialen Zügen mit angenehmer Länge.
Für sehr heiße Tage bietet der Sektor Spartacus schattige Kletterei bis in den Nachmittag hinein. Eine witzige Mischung bietet die Route "Les Amazones", Tufa bis zur Hälfte, danach British Seecliffclimbing. Oder die "Kerveros", welche kurz vorm Umlenker die meisten Anwärter rausschmeißt. Coole Moves vom Zuschauen versprechen die "Daniboy" und die "Spartacus".
Und zuletzt noch ein feines Gebiet, wenn das Frühstück mal etwas länger gedauert hat: "Iannis". Athletische Moves oder elegant gelöst mit einem Hook verwandelt sich die "Sevasti" zur interessanten Route. Die "Tufa King Pumped" macht ihrem Namen alle Ehre, leider ist nach dem tollen Tufastart im oberen Teil Podestelklettern angesagt.
Viele weitere Sektoren hätten noch auf uns gewartet, doch 14 Tage sind schlichtweg zu kurz (obwohl wir jeden Tag zum Klettern sind!). Eins ist sicher, wir kommen wieder, spätestens nächsten Mai, oder geht sich doch noch ein Abstecher im Herbst aus?
Weitere Tipps und Infos:
- Fatolitis, die Bar zur Einkehr nach dem Klettern. Ob kühles Mythos und Greek Omelette oder Crèpes mit Vanilleeis und ein Café Frappée
- Aegean Taverne, feinste griechische Küche! Etwas teurer als die anderen, dafür aber auch qualtitativ besser und stilvoller. Die besten Locomades und Hauswein. Vorreservieren mit Meerblick!
- Kokkinides, die besten Seafood-Spaghetti
- Stelio e Maria, sie kochen immer frisch, sehr zu empfehlen das Frühstück Nr. 4. Rießige Garnelen bei den Shrimp-Spaghetti. Super Nachspeise inklusive: Yoghurt mit frischen Früchten.
- Wenns mal regnen sollte, viel alpinen Lesestoff und Spiele gibts in der Glaros-Bar
- die kleinen Supermärkte sind verdammt teuer, Preise vergleichen oder besser jeden Tag Essen gehen!
- Die günstigsten Scooter für 1-3 Tage gibts beim äußerst südlichen Anbieter in Massouri
- Wenn ihr auf der Arginonta-Seite klettert, schaut auf einen Einkehrschmaus bei Katerina vorbei, eine herzliche Mammi kocht zu günstigen Preisen für euch.
- italienisches Eis gibts neben Mikes Bike beim Zustieg zu den Sektoren Iannis, Kalydna,...
- Genächtigt haben wir in Vasilis-Studios. Liegen etwas außerhalb, ca. 20min. Gehzeit bis ins Zentrum von Massouri, dafür mit Strand und ruhiger Lage. Toll ausgestattete Studios, fast wie Hotel, sehr stilvoll, für 15€/Person/Tag.
- die Griechen sprechen alle Englisch und geben gern Auskunft
Infos zur Anreise
Mit Airberlin um 200€ Hin-und retour München/Kos. In Kos mit Taxi (15€) zum Hafen Mastihari und dort mit Fähre (5€, Ticket vor Ort am Schalter kaufen) in ca. 40min. nach Kalymnos. Fährplan ist von Jahreszeit abhängig, in der Hauptzeit (Mai-Oktober) fahren aber von früh morgens bis spät am Abend Fähren, ihr müsst also keine zusätzliche Übernachtung in Kos am Abend einplanen, wenn ihr erst am Abend landet. Der Taxitransfer dauert 10min.
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