Bereits bei der Zufahrt ins Riemenstaldner Tal steht geschrieben: "Lidernenhütte und Chäppelibahn geschlossen". Super. Nach anfänglichen Zweifeln entpuppt sich dieser Umstand allerdings als Geheimtipp für den gestrigen Tag. Keine Menschenseele weit und breit, was freie Spurwahl im großzügigen Gebiet rund um die Lidernenhütte heißt. Die Karstflächen sind prima eingeschneit, gut 40cm feinstes Weiß hat uns Frau Holle in den letzten 2 Tagen beschert. Die Bäume unten im Talgrund sind in ein prächtiges Gefieder aus glitzernden Kristallen eingehüllt, Stille und Abgeschiedenheit erwarten uns.
Die Spurarbeit ist mühsam, wir wechseln uns Abschnitt für Abschnitt ab. Der Vordermann keuchend und schnaufend nach kalter Luft ringend, der Hintermann gemütlich schmunzelnd über den Vorderen, wie der sich abmüht. An der nächsten Kuppe wechselt das Spiel, so schaffen wir Meter um Meter. Immer wieder müssen wir stehen bleiben um uns zu orientieren. Das zerkastete Gelände ist schwierig zu lesen, im Endeffekt ein Glücksspiel, ob nach der Kuppe ein Abbruch folgt oder ein sanfter Übergang in die nächste Mulde und damit ein neuer Weg frei wird zum gegenüberliegenden Rücken. Versuch und Irrtum, unsere Spuren im Schnee nehmen interessante Muster an. Mal auf, mal ab, mit der Kirche ums Kreuz.
Aber das macht auch den Reiz des Skitourengehens aus, die freie Qual der Wahl, die optimale Spuranlage finden, der Erste sein, der seine Handschrift hinterlässt, wie im Aufstieg, so auch in der Abfahrt. Unsere Handschriften gestern zeugten jedenfalls nicht von erster Güte, aber es ist ja noch Anfang der Saison:-)
Nach mehreren Stunden Wühlerei erklären wir eine vorgelagerte Kuppe zu unserem Tagesziel und siehe da, ein Naturgipfelkreuz (siehe Bilder) bestätigt uns, dass der Umkehrpunkt für heute erreicht ist. Die hochwinterliche Sonne steht mittlerweile auch schon beängstigend tief. Mein Tourenpartner Pascal und ich genießen unsere Jause im wärmespendenden Nachmittagslicht. Wir sind uns einig, fantastische Tour, es muss nicht immer ein namhafter Gipfel sein. Um uns reihen sich beliebte Tourenziele wie Rossstock, Chaiserstock und Hundstock, wir bevorzugen in dieser menschenleeren Weite heute einen namenlosen Gupf von 2084m Höhe.
Die Abfahrt? Nunja, schieben und treteln ist angesagt, und zwischendrin immer mal wieder 2, 3, Wedler. Die Riemenstaldner Abfahrt entpuppt sich als Genusswanderung, ok, den lässigen Hang zum Schluss ausgenommen, bei 35° mit einigen Bäumen zum Slalomfahren bei diesem fluffigen Powder der absolute Wahnsinn, yipppiiieeehhhh!
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