Nachdem ich bis auf den Ostermontag seit Anfang März nicht mehr mit Ski unterwegs war, sollte es heute endlich mal wieder so weit sein. Übers Kletterportal zusammengeredet trafen wir uns bereits um 5Uhr zur weiteren gemeinsamen Fahrt durch den Gotthard-Tunnel ins wetterbegünstigte Tessin. Gleich bei Airolo, nach dem Tunnel, zweigt das Bedretto ab, dessen Nordseite unser Ziel sein sollte.
Noch schläfrig treffen wir in Ossasco ein, der Parkplatz ist sodann gleich ausfindig gemacht, wir sind die Ersten (doch wen wunderts um diese Zeit?!?) am noch frühen Morgen. Blauer Himmel zeichnet sich bereits am Firnament ab, von der Nordseite drücken allerdings erste Wolken herein.
Mit klappernden Zähnen, ich bin die Kälte nicht mehr gewohnt, schlüpfe ich flink von den Turnschuhen in die Skitourenschuhe und starte sogar mit der Primaloft in den holprigen Waldgürtel hinein! Und das im April! Wollte ich nicht auf klassische Frühjahrsskitour gehen? Die Uhrzeit erinnert allemal daran, aber die Kälte, der Wind, der Schnee? Je höher wir gelangen, je windiger wird es. Grausige Schneeverwirbelungen peinigen unsere nackten Wangen. Ich lege eine Schicht mehr an.
Das Tal bei der Alpe Cristallina ist angenehm zu gehen, nicht zu steil, doch seitlich von imposanten Rinnen und Graten begrenzt, verleiht es ihm einen ganz eigenen Charakter. Der Schatten verfolgt uns fast bis auf 2300m Höhe, eisige Zeiten sind eingekehrt. Junge Triebschneeansammlungen des heutigen Tages lasssen sich leicht auslösen, beim Traversieren kleiner Hänge bilden sich Risse und oberflächliche Rutsche. Jeder für sich weiss bereits zu diesem Zeitpunkt, "dem Cristallina-Gipfel werden wir heute nicht mehr aufs Haupte steigen können".
So verfolgen wir weiter alte Spuren, zumindest bis zur Hütte am Pass oben. Die Verhältnisse werden nochmals schlechter, die Sonne wird von zerklüfteten Wolkenfetzen verdeckt, es luftet mittlerweile durchgängig stürmisch. Eine kurze Rast in einer windgeschützen Ecke der geschlossenen Cristallina-Hütte und wir treten den Rückzug an. Ein paar nette Schwünge im Triebschnee, es läuft besser als angedacht, die flachen Passagen können mit etwas Schwung leicht bewältigt werden. Ab Höhe der lichten Lärchen weiter unten im Tal dann spassiges Slalomfahren und schliesslich auf dem Wanderweg bis zum Auto mit den Ski zurück.
Nunja, mit Sonnelen war heut nix, dafür wunderbare neue Landschaften gesehen und immerhin einige Höhenmeter bewerkstelligt. Zurück in Fluelen beim Autotreffpunkt geniessen wir am Vierwaldstättersee die Sonne und endlich hats Zeit zum gemütlichen Ratschen und Diskutieren. Auch so können Frühjahrsskitouren sein!
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