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Galenstock und Chli Bielenhorn

Ein sonniges Wochenende prognostizierte der Wetterbericht, aber auch den ersten richtigen Wärmeeinbruch der Saison.

 

Den Zustieg zum Hotel Tiefenbach konnten wir gegen Mittag zwar noch passabel bewältigen, da die Hänge flach und die gewalzte Spur ein tiefes Einsinken verhinderten, doch spürten wir bereits: es wird verdammt heiss werden!

 

So bruzelten wir den Nachmittag über vorm Hotel auf der Sonnenterasse, genossen Kuchen, Bier und sonstige Köstlichkeiten und liessen unseren Träumen freien lauf gemütlich eingebettet in Liegestühlen.

 

Am Sonntag um 6 war Abmarsch, gerade hell genug, um ohne Stirnlampe unterwegs zu sein. In der frischen Luft legten wir schnell die Meter Richtung Albert-Heim-Hütte zurück, in der grossen Senke erspähten wir schliesslich die Menschenmassen, welche wohl alle das gleiche Ziel vor den Augen hatten, wie wir: den Galenstock. Sicher 30 Mann wälzten sich über den gut eingeschneiten Gletscher in einer Spur, zwischen Eisbrüchen und Lawinenresten der vergangenen Tage. 

 

Bereits um 8:30 standen wir zusammen mit 15 weiteren Personen am Skidepot und beobachteten das rege Treiben der Seilschaften in der felsdurchsetzten Ostflanke, welche auf den Grat des Galenstocks hinaufführt. Der Pulverschnee der letzten Tage war nicht nur tief, er war bereits um diese Uhrzeit schon ziemlich feucht. Wir entschliessen uns, den Rückweg anzutreten. "Das schaut mehr nach Mount Everest aus", schiesst es mir durch den Kopf. "Gefährliche Menschenmassen zusammen mit äusserst schlechten Verhältnissen", da möchte ich nicht involviert sein.

 

So marschierten wir hinüber zur Bielenlücke, welche wir als erstes "Gipfelziel" des heutigen Tages umbenannten. Die Trockenfrüchte wurden gemampft, ein Schoko-Gipfelschnaps der Nachbarsleut vereinnahmt, die Aussicht genossen und schliesslich über noch unverspurte Powderhänge hinunter, wo der Anstieg zum Chli Bielenhorn abzweigt, gedüst. 

 

Dieses erklommen wir auch noch, die 400 Höhenmeter in der prallen Sonne zehrten jedoch schon langsam an unseren Kräften, der Durst stieg mit jedem Schritt. Doch es gibt viel Ablenkung beim Anstieg, die 2 Felskamele sind wunderschön zum anschauen, kleinere Nassschneerutsche hört man in der Ferne. Wieder geniessen wir das perfekte Tagl auf einer grossen warmen Felsplatte am Gipfelplateau.

 

Die schattigen Powderhänge als Zuckerl obendrein. Doch dann: das ultimative Glück ist mit uns! Ab einer gewissen Uhrzeit hats bereits überall gekracht, die Schneemassen lösen sich spontan in steilen sonnenbeschienenen Hängen und stürzen tosend in den Talgrund. Bei einer Querung eines grossen NO-Hanges überlegen wir kurz, ob es nötig ist, diesen zu queren. Kurz darauf erübrigt sich die Frage: der ganze Hang kommt uns bereits entgegen, keine 30m neben uns kommt er zum erliegen!!!

 

Wir halten uns ab diesem Zeitpunkt an die flachste Standardspur und donnern ins Tal, keine Minute mehr wollen wir verschenken, es wird Zeit ans Auto zu kommen. Um 12 Uhr sitzen wir dann heil und durchschwitzt im Wagen. Puhhh, wie nahe Glück und Unheil doch zusammen liegen!!!

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Kommentare: 1
  • #1

    Stefan Pöder (Samstag, 18 Mai 2013 11:16)


    Welcome back!
    Das Wochenende hört sich nach einem ziemlichen erlebnis an. Schön, dass du Zeit hattest um so tolle Bilder zu machen.ST

Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschafterin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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