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Tropf-Tropf, Flüelibalm-Dossä im Melchtal

Es ist bereits der zweite Anlauf. Beim ersten pokerten wir etwas zu hoch, bereits nach der 1. Seillänge drängte uns das Gewitter zum Abseilen.

 

Doch jetzt, es ist heiss, abartig heiss, die Wand in Talnähe liegt ab dem frühen Nachmittag im Schatten, wir wollen trotzdem einen Versuch starten. Die erste Seillänge kenne ich ja bereits, bestens gesichert fürhrt sie über Tropflochfelsen im Wandklettereistil zum 1. Stand auf einem breiten Band. Mit 6a bietet bereits diese Seillänge abwechslungsreiche Kletterei, wenn auch etwas staubig im unteren Bereich. Der Ausstiegsmantler aufs Band zum Schluss ist schon sehr speziell...

 

Die Hitze ist enorm, die Luft steht förmlich, uns rinnt der Schweiss im Stehen. Nunja, Harald startet motiviert in die zweite Länge, welche bereits die Schlüsselstellen beheimatet. Bereits vom Stand weg macht sich die Schwierigkeit der Seillänge bemerkbar, kleingriffige steile Wandkletterei mit weiten Zügen gefolgt von einem Dach, das wiederum weite Blocker abverlangt. Der Fels ist superrauh, er frisst uns die Haut von der Fingerkuppen. Und auch nach dem Dach kein Anzeichen eines perfekten Rastpunktes, es geht ausdauernd, technisch weiter. Viele Seitgriffe mögen richtig belastet werden, die Griffabfolgen sind komplex. Wahnsinn - eine fantastische Länge. Und ausgesetzt, wirklich steil, so wie an den Zinnen!

 

Harald rastet sich im Vorstieg die Seillänge hinauf, bei diesen Temperaturen für ihn unmöglich zum Durchsteigen. Mir ergeht es im Nachstieg zwar einen Tick besser. Doch kann auch ich die Wandstelle unterm Dach nicht klettern, erahne aber die Lösung fürs nächste Mal bei kühleren Bedingungen.

 

Nun bin ich am scharfen Ende. Harald hängt unbequem im Hängestand. Mich erwartet abermals eine geniale Seillänge, eine Querung an natürlichen Schuppen und Rissen im Zickzack hinauf. Wow - das ergeben lässige Züge, als ob man einen Boulder geschraubt hätte! Ich bin ganz aus dem Häuschen und top-motiviert. Schliesslich erreiche ich den Stand, ausgepowert und durstig vom vielen Atmen, aber glücklich über den Durchstieg und meinen Fight. Auch diese Länge war technisch anspruchsvoll, wenn auch die Griffgrösse zugenommen hat.

 

Eine leichtere Länge folgt für Harald. Wieder der natürlichen Linienführung hinterher, die gekonnt die Schwachstellen der Wand ausnutzt. Schlichtweg genial die Schuppen im oberen Teil! Ich schliesse zu Harald auf, pruste und schnaufe. Erfreut über die schöne Länge, aber auch mit einem etwas schmerzverzerrten Gesicht ob der fast fleischigen Finger vom rauhen Fels in Kombination mit der Hitze. Und die Zehen, nicht zu vergessen. Bei diesen Temperaturen sind die Füsse mindestens 4 gefühlte Nummern angeschwollen.

 

Und trotzdem möchte ich noch die letzte Seillänge klettern. Sie schaut abermals fantastisch aus. Nur der Start wirkt knifflig. Doch bereits beim ersten Move muss ich erkennen, die Haut ist durchgeklettert. Bei diesen Haifisch-spitzen Tropf-Griffen keine Chance. Die Lösung des Boulderproblems im Gepäck seilen wir eine Länge ab, um dann danach gleich 3 Längen bis zum Boden mit unserer Einfachseil/Taglinekombination abzuseilen. Beim Abseilen wird die Steilheit der Wand nochmals ersichtlich, freihängend lässt sich die Schlüsselseillänge von der Ferne bestens bekunden.

 

Wir kommen wieder, keine Frage. Das Rotpunkt-Projekt Tropf-Tropf ist hiermit eröffnet:-)

 

 

Infos zur Tour:

 

"Tropf-Tropf", 7b+, Flüelibalm-Dossä, von Walter Britschgi

im Melchtal-Talgrund, Zustieg vielleicht 10min. vom Parkplatz.

bestens gesicherte Sportklettertour mit 5 Seillängen

ostseitig ausgerichtet, daher ab frühem Nachmittag im Schatten

 

weitere Infos auch unter: 

http://www.chmoser.ch/trips/berichte/tourendetail.php?TourId=606

 

 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschafterin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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