Natürlich haben wir uns wieder den steilsten aller Wandteile ausgesucht. Orphys von den Remy-Brüdern zieht links neben dem breiten schwarzen Streifen, welcher die Wand teilt, in die Höhe. Vier homogene Seillängen leiten zu einem vulominösen Dach, den Rest der Route kann ich nur aus dem Topo wiedergeben. Für den plattigen Runout über dem ultra-kräftigen Dach hatten wir dann doch nicht mehr die Nerven und Kraft.
Bereits die erste Länge bietet einen klassichen Abwerfer. Weisse Griffe verleiten direkt über das Hakl zu klettern, was aber zum Aufwärmen und Einklettern ganz und gar nicht passt und erst recht nicht 6c ist. Murrend sitze ich im Seil, suche nach einer Lösung, kein Plan. Ablassen. Schei...be.
Toller Start im neuen Gebiet, dabei sah es so vielversprechend aus. Harry ist an der Reihe. Er versucht sich nach einem Tipp eines Gebietskenners 5m weiter links und siehe da, es löst sich alles auf, doch wer kommt bei einer alpinen Sportkletterei auf die Idee, die Kletterstellen zu umgehen? Doch wir gewöhnen uns an diese Art von Kletterei, es fängt an Spass zu machen, das Vertrauen wächst ins eigene Können, zumal kräftig über die Hakl weggestiegen werden muss.
Diffizile Stellen wechseln mit kräftiger Kletterei, immer den Schwachstellen der überhängenden Wand im Zick-Zack hinterher. Jeder braucht ewig für die Seillängen, doch bei diesen Abständen überlegt man eben zweimal, wie die nächste Sequenz gehen könnte, ein Sturz würde trotz Überhang nicht immer glipflich ausgehen, da viele Querungen zu bewerkstelligen sind und von Podesten weggestiegen werden muss, noch bevor die nächste Zwischensicherung geklingt ist.
Auch das Abseilen gestaltete sich interessant, anpendeln, Zwischenhaken einhängen, Action bis zum sicheren Boden. Doch das Beste: Das überwältigende Panorama gegenüber. Das Dreigestirn in voller Pracht, Eiger, Mönch und Jungfrau, dazu spitzeln Finsteraarhorn und Schreckhorn um die Ecke. Im T-Shirt oder oben ohne um diese Jahreszeit auf fast 2000m, das ist schon sehr genial.
Friedliche Stille am späten Nachmittag, die letzten Sonnenstrahlen einfangen, ein wunderbares Kletetrtagl neigt sich dem Ende zu. Wir sind sicher nicht das letzte Mal am Hintisberg unterwegs gewesen, wenn nur nicht ganz so viel los wäre...
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