Irgendwie verfolgt mich an diesem Wochenende das "Expeditions-Muster". Gestern mit 20kg am Rücken vollbepackt die Piste hinaufgeschnauft, um zum Drytoolingklettergebiet zu gelangen. Heute hiess es anstellen am Mount Everest, zuerst am Hillary Step und dann Ticket ziehen, um den Gipfel betreten zu dürfen.
Im Ernst, man hätte meinen können, es gibt etwas gratis im Bedretto. Alle Parkplätze restlos ausverkauft, eine Völkerwanderung im Schnee. Je länger wir unterwegs sind, desto bewusster wird mir, welche Anziehungskraft Skitouren bei stahlblauem Himmel und besten Schneebedingungen auf die Menschen hat. Die meisten kämpfen sich zwar in Lemming-Autobahnen die steile Spur auf den Pizzo Grandinagia oder die umliegenden Tourenziele hinauf, bei den Spitzkehren staut es sich, doch am Gipfel angekommen, können auch sie endlich durchatmen und das wunderbare Panorama bestaunen und für einen Moment eine Mischung aus Glücks- und Freiheitsgefühl wahrnehmen.
Ich komme mir am winzigen Gipfel, welcher nur 3-4 Personen dulded, etwas Fehl am Platz vor, mir drängt sich ständig der Vergleich mit dem Everest auf. Die Karavanen im Zustieg, der Hillary-Step ist bei uns eine 20m Höhenstufe, die im Wühlschnee mit einigen Felsplatten in 2 Spuren bewältigt werden muss um auf den Grat zu gelangen, von wo in wenigen Schritten der höchste Punkt erreicht werden kann, wenn man sich denn geduldig anstellt.
Doch trotz des grossen Menschenaufkommens, es läuft alles friedlich ab. Die Schönheit der tiefverschneiten Natur im Bedretto lässt die Menschen geduldig und friedvoll miteinander umgehen. Es gibt kein Gedrängel, ganz im Gegenteil, einige teilen meine Ansicht und schmunzeln ebenfalls bei ihrem Tun.
Wir schauen, dass wir das Getummel am Skidepot schnell verlassen und liebäugeln mit einer herrlichen Rinne, welche ostseitig ins Val Cavagnola leitet. Obgleich schon einige Spuren drin sind, mit einem breiten Grinsen fügen wir 4 unsere eigenen Spuren hinzu. Dann heisst es nochmals anfellen, um Richtung Poncione Val Piana in den Genuss von Sonnenschein und bestem Powder zu gelangen. Und endlich mal eine wohlverdiente Pause einzulegen.
Etwas unterhalb am Grat, von wo aus eine weitere Abfahrtsvariante durchs Val Piana beginnt, beenden wir unseren Aufstieg. Geniale Rinnen locken...und weiter unten dann verspieltes Gelände mit vielen Sträuchern, kleinen Rücken, Canyons und Hügeln. Wir sind uns einig, trotz der Menschenansammlung, ein perfekter Tag. Und ich denke die 1000 anderen haben dasselbe schöne Gefühl heute erlebt: Draussen in der Natur mit lieben Freunden und Kameraden unterwegs zu sein!
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