Es gibt Orte, an denen sich der Mensch nicht nur wohl fühlt, sondern mehr noch, irgendwie eins mit der Materie wird. Kalymnos ist ein solcher Ort. Fast schon Heimat, obwohl wir erst zum dritten Mal die kleine felsige Insel in der Aegean Sea aufgesucht haben. Doch wie kommt es, dass ein solches Kleinod wie Kalymnos den Status der Kletterdestination Nr.1 weltweit erlangt hat?
Im Panorama Heft 3/2014, Nr.66 des DAV findet sich folgender Cartoon, der die Frage schon recht gut beleuchtet:
Natürlich trägt der Felsreichtum der Insel zum Beliebtheitsgrad entscheidend bei, doch andere Destinationen verfügen ebenfalls über tonnenweise senkrecht bis stark überhängende kletterbare Felsstrukturen erster Güte. Wir glauben des Rätsels Lösung einen Schritt näher gekommen zu sein.
Es sind die Menschen. Deine Freunde und Kollegen, mit denen du hier bist zum Klettern. Es sind die 1000 anderen Kletterer, die ebenfalls hier sind mit ihren Freunden und Bekannten. Es ist die Community, die selbst die Einheimischen miteinschliesst. Jeder ist glücklich und zufrieden, aufgeschlossen, es wird miteinander gelacht, über Routen und Kletterbewegungen diskutiert, eine einzige grosse Familie. Oder wo sonst findest du Geschäftseigentümer und Angestellte der unzähligen kleinen Restaurants, Bars und Supermärkte in Massouri, die dich nach einem Jahr der Abwesenheit fröhlich freundschaftlich mit Handschlag und Kuss begrüssen? Die dich nicht nur aus Anstand fragen, wie es dir geht, sondern ernsthaft daran interessiert sind?
Der Mensch ist eben kein Einzelgänger, kein Einsiedler. Es gehört zu seinen Grundbedürfnissen, in der Gesellschaft aufgenommen und geschätzt zu werden. Die Klettercommunity auf Kalymnos bietet dies alles. Ein Zusammentreffen der unterschiedlichsten Nationen und Mentalitäten auf Zufriedenheit und Glückseligkeit stiftendem Boden.
An was wird man sich zurückerinnern nach all den Jahren?
Bleiben werden nicht nur die Erinnerungen an die Fights an der Leistungsgrenze beim Klettern, wenn die Unterarme von Laktat geschwängert und die Lungen auf Hochtouren brustend kämpfen um den Durchstieg. Uns wird vornehmlich auch die schöne Zeit mit unseren Freunden und die es dort geworden sind in Erinnerung bleiben. Selten so gelacht, selten so abgeschalten, selten einfach nur so gelebt. Danke an all diejenigen, die diese 14 Tage so unvergesslich machten!
Der Bootstrip zur Sikati Cave, die schlichtweg von einem anderen Stern zu sein scheint. Nicht nur die Spinnenvielfalt in diesem Mikrokosmos, auch die Felsstrukturen und Geräuschskulisse scheint nicht von dieser Welt. Hans-Peters immer wieder verblüffenden "Warm-ups" und meisterlichen onsights. Die explodierenden Unterarme eines Ralfs nach einem "a muerte!"-Versuch. Die OÖ-Connection in Action ist sowieso immer erheiternd. Der Andreas, der das Wahrzeichen der Sikati Cave auf dem Gewissen hat. Und Monis zum Scheitern verurteilten Versuch Nr.2 des Langzeitprojekts Lolita (Gibts da nicht noch so ein Langzeitprojekt in der Grande Grotta Moni?)
Nicht zu vergessen auch das Boulderworldcup Finale aus Innsbruck, dass wir bei Kostas live mitverfolgen durften. Halb Tirol war an diesem Abend auf der Terrasse des Coffee Onsight/Sofrano mit Meerblick versammelt und fieberte gemeinsam dem beinahe Doppelsieg der österreichischen Athleten entgegen.
Sikati Bootstrip
Auf Kalymnos wächst man über sich hinaus. Johanna bewies gleich dreimal, dass junge Mütter stärker als je zu vor klettern können. Harry, die Ethikkommission, verhalf nicht nur ihr, sondern auch Moni zu einem Durchstiegserlebnis der besonderen Art. Aber nicht nur als Chef der Ethikkommission, auch als Präparator wird Harry in die Analen unserer Kalymnosabenteuer eingehen. Mit dem Kugelbizeps der Grösse eines Kindskopfes lässt sich eben jede Expressschlinge einhängen, auch einarmig im No-Feet-Rest.
Unverhofft die Zweite: da düsten plötzlich Julia und Christian auf ihrem Roller am Nachmittag vorbei. Die Verblüffung war gross, die Freude um so grösser! Wiedersehen Nummer Drei: die Dutchies, diesmal war zwar nur der harte Kern der Truppe vertreten, doch dem Spass machte dieser Umstand keinen Abbruch. Pim riss gleich am ersten Klettertag in der ersten Kletterroute eine Megabreze, die mit Glück im Unglück treffend beschrieben werden kann. Ihm broch ein Sintergriff beim Einhängen der Umlenkung, die beim Aufprall am Fels zerbersteten Sinterstücke donnerten seinem Sicherungspartner und den anderen Kletterern am Wandfuss entgegen. Zum Glück wurde niemand getroffen!
island in the sun
Lange Rede, kurzer Sinn: Kalymnos bleibt die Kletterdestination Nr.1 und das Fleckchen Erde mit der höchsten Dichte an fröhlich-glücklichen Menschen. Keep Smiling:-)
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