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Klettern am Furka

Hanibalturm "Honeymoon"

 

Im Furkagebiet Klettern, dazu bedarf es meistens einer ordentlichen Portion Wetterglück. Diesmal wart uns der Wettergott hold, spendierte einen Tag mit zirkulierenden Wolkenschleiern, die geschickt die spitzen Granitzacken umhüllten um dann wieder ein Prachtexemplar zu enthüllen um den Fokus darauf zu lenken. Braun-rötliche Strukturen, gespickt mit vielzähligen Quarzbändern und -adern, dazu das Ambiente von Mordor, einer reichhaltigen Fantasiewelt bestehend aus glattgeschliffenen Granitplatten, Blockwüsten und lieblich kontrastbietenden grünen Vegetationszonen, weissen Gletschern, ein Blubbern und Plätschern des vielen Wassers und Grollen von kleinen Steinschlägen rund um die Einzugsgebiete von Sidelen- und Albert-Heim-Hütte.

 

Granit, der rauher nicht sein könnte, von der Sonne erwärmt, schmiegt sich an unsere Reibungssohlen. Kleine Dellen, winzige Leisten, die Einstiegsplatten der Honeymoon fordern den Kletterer mit einem Gefühl für Balance und Gewandtheit. Die zahlreich blinkenden Bohrhaken geben zumindest das nötige Vertrauen ins Eigenkönnen auf diesen ersten Metern. Später steilt sich der Fels auf, Schuppen, Risse, gewürzt mit Akten des Bewegungsgefühls. Pure Freude, Plaisir, mit dem krönenden Abschluss auf der Hanibank gemeinsam die lustvollen Seillängen Revue passieren zu lassen. Ein genialer Auftaktstag!

 

 

Göscheneralp

 

Meistens kommt es anders als man denkt...das stetige Prasseln von kleinen Regentropfen weckt uns bereits um 7 Uhr auf. Die Planänderung geschieht ganz von selbst, wir drehen uns um, dösen nochmals ein und gegen Mittag wecken uns sanfte Sonnenstrahlen aus dem Dilirium. Kleine Regenbäche rinnen noch über die grossen Plattenfluchten am Gandschijen, doch es scheint aufzureissen, zumindest kurzzeitig. Wir nutzen das Wetterfenster und erkunden die noch feuchte, aber bereits funkelnde Landschaft rund um die Göscheneralp. Ein feines Aussichtsplatzl läd zum Innehalten ein, wir bestaunen die markante Dammakette, den vorgelagerten, dunklen Moosstock, weiter rechts hinten die rötlich sich abhebende Moränenlandschaft, dann wieder das smaragdfarbene Blaugrün des Stausees. Die Nebelschleier setzen der bezaubernden Landschaft das I-Tüpfelchen auf. Einfach viel Natur...

Winterstock, 1. Turm "Mangolyto"

 

Zum Abschluss zeigte sich der Furka von seiner besten Seite, strahlend blauer Himmel zeichnete sich bereits im Morgengrauen ab. In der noch frischen Luft spazieren wir Richtung Albert-Heim-Hütte, wieder drängt sich uns die Fantasielandschaft Mordor auf. Moosiges Grün gepaart mit den verspielten, aber doch exakten Formen der Granitwände und -türme erinnern an eine urzeitliche Welt. Die belebenden Geräusche der Natur begleiten uns auf unserem langen Zustieg zum Winterstock. Da ein Brodeln, dort ein Gluckern, hier ein Rauschen, drüben ein Zischen. Wasser, viel Wasser. Und immer wieder überqueren wir kleine Bäche. Der Galenstock thront hinten im Talkessel mächtig über allen anderen Granitriesen, seine weissen Gletscherausläufer ziehen fast bis in den Talgrund hinunter. Zwei winzige Gestalten machen wir im oberen Anstiegsweg auf dem Gletscher nach dem Eisbruch aus. Sie können sicher auch diese natürliche Ruhe und Kraft spüren, die an diesem heutigen Tag von dem Gebiet ausgeht.

 

Eine grünliche Platte eröffnet abermals den Einstieg in eine Traumklettertour. Risse folgen, strukturiertere Platten mit Knubbeln und Leisten im Schlepptau. Die gute Absicherung macht auch bei dieser Tour das Fortbewegen zum Genuss, doch die Abgeschiedenheit lässt eine ganz besondere Stimmung heute aufkommen. Kleine Quellungen begleiten uns auf den 8 Seillängen zum 1. Turm des Winterstocks. Bombenfester Granit so weit das Auge reicht, grobkörnig mit extremer Rauigkeit. Jeder Griff und Tritt hält, nach oben hin schwenkt die Kletterei vom geneigten Wandcharakter in alpinere Gratkletterei. Steile Riss- und Verschneidungsaufschwünge wollen kraftvoll bewältigt werden, runde Risse erfordern ausgefinkelte Rampftelmanöver, Wind pfeipft uns ab und an um die Ohren. Und dann die finale Abschlusslänge, der Gipfel zu klein zum gemeinsamen darauf rasten. Ein Handschlag, zu einer Umarmung reicht der Platz nicht. Ein Gefühl von Freiheit, Erschöpfung, aber auch gemeinsamer Stärke und Freundschaft stellt sich ein, wir geniessen den Moment, bevor die lange Abseilfahrt uns wohlbehütet zu unseren Rucksäcken und nach weiteren 2 Stunden in die Zivilisation zurückbefördert, zum kühlen Bier, salzigen Chips und saftigen Oliven.

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschafterin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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