Segeln - das Pendant zur Bergwelt
Tatsächlich, es gibt sie die Parallelen, die Schnittstellen zwischen Nord und Süd, flach und bergig-steil. Nicht nur Knotenkunde/Seiltechnik tragen Gemeinsamkeiten, sondern vielmehr herrscht auch dieselbe Intention bei den Ausübenden der jeweiligen Disziplin zu Wasser und zu Berg vor: Auf der Suche nach Freiheit, welche beide Lager in den gegensätzlichen Elementen Wasser und Fels finden.
Sie begegnen Kameradschaft und Zusammenhalt (eingespielte Seilschaft, eingespielte Mannschaft an Bord), spüren die Kraft der Natur und lernen Demut vor ihrer Gewalt und Schönheit zugleich. Die Dimension der Zeit verliert an Mächtigkeit, man richtet sich nach dem natürlichen Tagesablauf von Tag und Nacht, ordnet sich dem Wetter und den Verhältnissen vor Ort unter. Probleme des Alltags werden belanglos, das Hier und Jetzt nimmt an Intensität zu, erleben, spüren, gefangen sein im Dilirium des Moments, Raum und Zeit verschmelzen.
Ich lausche, höre Regentropfen auf das Schiffsdach prasseln oder auf die Zeltplane, auf das Blech der Biwakschachtel, der Wind pfeipft durch die Planken, über die Reling, es surrt und schlägt, dabei werde ich sanft geschaukelt, in den Schlaf gewogen.
Die Einfachheit, die Stille, die Friedlichkeit, die Exponiertheit gegenüber den Elementen. Man hat Zeit für Details beim Warten am Standplatz, aber auch beim Segeln übers weite Wasser. Wolken und Wellen beobachtend. Dann heisst es wieder blitzartig entscheiden und handeln in einem Milieu, das sich schlagartig ernsthaft und furchteinflössend präsentieren kann. Ein wahrer Lehrmeister, die Natur, wenn man sich nur darauf einlässt.
Parallelen gibt es auch bei den Leistungsmerkmalen, bei den einen sind es die Schwierigkeitsgrade und Höhenmeter, bei den anderen Seemeilen und Knoten. Wettbewerb, wenn ein Segelboot auf gleichem Kurs unterwegs ist, das Feld von hinten aufrollen; auch beim Skitourengehen, Mehrseillängenklettern, Bergsteigen, Wettbewerb, wenn es darum geht die vordere Seilschaft einzuholen.
Eckdaten
1.Tag:
Von Lemmer halbtägige Rundtour über die Kanäle, viel "Bruggeld" ist zu entrichten, eine Tradition, die an manchen Brücken, wohl um den Touristen eine Attraktion zu bieten, noch Bestand hat.
2. Tag:
Das Ijselmeer wartet, über die Schleuse hinaus auf die brausende See ganztägig bis Urk. Zunächst kreuzend, dann immer mehr auf Halbwindkurs im Eiltempo.
3. Tag:
Auf Vorwindkurs gehts speedig bis nach Giethoorn.
4.Tag:
Pause in Giethoorn, der starke Wind und die schlechten Wetterprognosen lassen kein Segeltörn heute zu.
5. Tag:
Wir bolzen kräftig gegen den Wind an. Der Motor surrt fast den ganzen Tag, nur am Schluss dürfen wir das Vorsegel nochmals ausrollen und auf Halbwindkurs im stürmischen Wind in unseren Starthafen in Lemmer einlaufen. Langer Tag mit viel Nass von oben.
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