Auf in den Süden, dem Sommer hinterher...sprich durch den Gotthard und schon schaut die Welt anders aus, weniger weiss, weniger nass und viel sonniger!
Von Claro aus beim grossen Supermarkt starten wir Drei (Chris, Harry, Patricia) die lange Etappe hinauf zum gleichnamigen Gipfel, der oberhalb der Ortschaft wacht. Ein Dschungel aus holprigen Gassen führt zum Monastero di Sta. Maria hinauf, der sich ab hier in steilen Kastanienwäldern verliert. Laubbedeckte Wege gilt es bis Maruso zu meistern, steil und kräftezehrend.
Dann ein erster Ausblick auf den freien Wiesen Marusos, herrlich liegt der Dunst im Talgrund, die Gipfel in ein tiefes Blau gekleidet. Es folgt steiler Nadelwald bis zur Alpe Domas und wieder erfreuen wir uns am sonnigen Ausblick auf der Lichtung. Harry wartet dort auf mich, eine kurze Auszeit muss einfach sein.
Chris ist unterdessen schon weiter, er fliegt über den flowigen Höhentrail aus federndem Gras und lichten Lärchen hinüber zur Alpe Peurett. Kaum zu glauben, dass es von dort immer noch 1000Hm sind bis zum Gipfel des Pizzo Claro! Dafür eröffnet sich dem Läufer ab dort ein grandioser, einsamer Kessel, der in der Mitte einen tiefblauen Schatz verborgen hält: der Lagi do Canee.
Eine riessige Ziegenherde lugt neugierig zu uns am See auf einem Felsvorsprung herüber. Ihr Gebimmel begleitet uns noch ein gutes Stück über den mittlerweile recht diffus ausgeprägten Wanderweg. Immer der Nase nach über Gras und Fels und ab und an wird man mit gutem Spürsinn auch auf eine Markierung treffen.
Im Zickzack schleifen wir uns die letzten noch steileren Meter hinauf zum höchsten Punkt, Chris wartet bereits seit 45min. Tja, wer schneller ist kann länger die Aussicht oben geniessen;-). Und die ist heute wahrlich traumhaft! Die Poebene liegt im dicken Nebel, die Tessiner Seen ebenso, hi und da lugt ein Spitz hervor, weiter Richtung Norden dann schneebedeckte Gipfel und Bergketten, der Winter hat dort bereits Einzug gehalten.
Wir aber geniessen hier oben auf über 2700m Sonne pur. Die Höhenmeter stecken zwar merklich in den Beinen, die Motivation ist aber dennoch ungebrochen. Über die Südostflanke joggen wir Drei vorsichtig über kleine Schneereste und lockeres Gestein hinab, bis wir eine Grasebene erreichen, über die wir mehr oder weniger weglos hinüber zum Passo di Mem gelangen. Puh, die Laufschritte werden kürzer, die Koordination lässt langsam etwas zu wünschen über. Chris nimmt noch den Piz de Molinera mit, Harry und icg bevorzugen die Abkürzung über tolle, schmale Trails hinüber zum Höhenrücken, auf dem unsere beiden Routen zusammentreffen, bevor wir die Cap. Brogoldone erreichen.
Ich schmeisse mich ins Gras, die Beine ziehen, bin total erschöpft. Unsere Wasservorräte neigen sich dem Ende zu, die Energievorräte sind sowieso schon lange aufgebraucht. Chris erreicht uns wenig später, lässt sich ebenfalls ins weiche Gras fallen. Die Höhenmeter stehen uns bereits ins Gesicht geschrieben und beim Anblick hinab ins Tal, also das, was noch kommt, falle ich fast in Ohnmacht. Noch liegen 1600 sehr steile, anstrengende Höhenmeter vor uns, mit leeren Oberschenkeln kein Gaudi.
Doch die Pause half, relativ flott kommen wir vorwärts, Gespräche lenken ab, die Alp Domat erscheint endlich wieder in unserem Blickfeld, der bereits bekannte Weg zu Füssen...
Dass die letzten holprigen Meter in den Gassen kein Zuckerschlecken waren, brauche ich euch wohl nicht berichten. Aber so ists halt: a bissl Auf-die-Zähne-beissen gehört einfach dazu, das rundet das Erlebnis ab. Ein grenzgenialer Tag, der noch lange in Erinnerung bleiben wird! Besonders die ursprüngliche, einsame Landschaft und die eher spärlich markierten Wanderwege lassen Trailruns im Tessin so besonders werden.
Ein ausführlicher Bericht von Chris:
http://www.chmoser.ch/trips/berichte/tourendetail.php?TourId=973
Facts: Pizzo di Claro (2720m) vom Gemeindehaus in Claro
Harry und Patricia in 3:40h
Chris in 3:06h
Bilder von Chris:
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