Nach langer Zeit hat es endlich geklappt mit uns Beiden, Noldi schlägt eine aussichtsreiche Traversierung hoch über dem Schächental vor. Mit der Ruogig Seilbahn gehts um 21CHF (Kombiticket) in wenigen Minuten auf über 1700m. Meine kurze Hose war wohl recht optimistisch gewählt, hier oben ist temperaturmässig vorerst nichts von Sommer zu spüren. Aber egal, es wird nach gut 10Minuten Eingehphase eh gleich schwitzig steil. Bei der Alp Gand zweigen wir weglos mühsam über eine mit teils Schotter und grösseren Blöcken bedeckten Wiese ab und kämpfen uns zum Einstieg des Leiterliweges empor. Noldi hat für ein zweites Mal heute schon den besseren Riecher bewiesen, seine Goretex-Schuhe möchte ich haben! Die Regenfälle der letzten Tage sind nicht nur in den wasserüberronnenen Wänden zu sehen, jeder Grashalm trieft vor Wasser, die dunkle Erde ist aufgequollen und gibt kaum Halt unter den Füssen.
Die Rinne, die mit Eisenleitern bestückt ist (daher Leiterliweg), bringt uns hinauf zum Sattel, von wo ein Pfad über sanftes Moos und Grasrechterhand hinüber zum Hagelstöckli (2183m) führt. Die Nässe macht sich mittlerweile auch schon in Form von Quell- und Hangbewölkung bemerkbar und nebelt uns und die Aussicht immer wieder ein. Die kurzen Hosen waren definitiv zu optimistisch!
Der Spilauerstock rückt in greifbare Nähe, wir lassen seinen Westgrat rechterhand liegen und folgen den Steigspuren durch die schuttige Flanke, schliesslich über Graspolster unschwierig zum Gipfelkreuz. Der türkisfarbene Spilauersee zieht immer wieder meine Blicke auf sich, der dunkle Rossstock erhebt sich mächtig über unseren Köpfen, immer wieder von Nebelschwaden umhüllt. Beim P2303 beim Spilauergrätli entscheiden wir uns die Traversierung beim Höch Nossen (2205) vorerst zu beenden und mit möglichst wenig Höhenverlust hinüber zum blau-weiss-blau markierten Anstieg zur Rossstocklücke zu gelangen.
Und wie bereits mehrmals zuvor, die Sonne brennt immer dann herab, wenn man sie am wenigsten brauch: beim steilen Anstieg! Über Schutt gehts in einigen gut angelegten Kehren zur Lücke hinauf, die zum Schluss von einer alten Wechte abgeriegelt wird. Zum Glück gehts rechts relativ einfach hinaus, doch früher im Jahr könnte dies durchaus Probleme bereiten. Es folgen Schneefelder und eine kleine Rinne mit Kette auf dem markierten Weg hinauf zum Rossstockgipfel (2461m), den wir uns nicht vorenthalten wollen.
Von hier ist die Fulennordwestflanke schön einzusehen. Wir zeichnen gedanklich eine Anstiegsskizze, steiler Schutt, kleine Schneeflecken, rechts aussen ein Blockgrat. Da eine Rampe, dort ein Durchschlupf, Plan A und Plan B. Dann gehts an die Arbeit. Je näher wir kommen, desto mehr entpuppt sich die Flanke weniger steil, die Draufsicht teucht doch meist recht stark. Wir verlassen den markierten blau-weiss-blauen Steig über eine Schuttrippe unterhalb eines kleinen Felsriegels, der einen Durchschlupf in der Mitte bereit hält. Bruch, brüchig, am brüchigsten, bröselnde Erde, nunja, der Spass in der gewählten Route hält sich in Grenzen, volle Konzentration ist gefragt. Bedächtig steigen wir über sehr steiles Gras/Moos, das immer wieder mit viel losem Schutt bedeckt ist, und zielen schliesslich nach rechts oberhalb eines ersten Aufschwungs, um den nicht weniger brüchigen Blockgrat zu erreichen. Dafür fängt nun der Spass an, wenn auch mit höchster Aufmerksamkeit. Blöcke werden mit einem Schlag ob ihrer Festigkeit geprüft, es wird gedrückt und nicht gezogen. Und dann lehnt sich das Gelände zurück, wir betreten den Gipfel des Fulen (2491m). Und ja, wir haben SONNE! Eine ausgiebige Jausenpause muss her!
Der Abstieg erfolgt zunächst auf dem anfangs erwähnten blau-weiss-blau markierten Steig, dann zweigen wir abermals nach rechts in brüchiges Gelände ab, Steinmänner weisen den Weg. Unschwierig, aber eben mit Vorsicht zu geniessen, da viel Bruch und Schotter. Schliesslich bringt uns ein grosses Schneefeld, zwar mit eisgekühlten Knöcheln, dafür gelenkschonend, zur Scharte beim Liderner Planggeli, wo abermals der markierte Steig betreten wird. Über die Schäferhütten und die Fruttstägen navigieren wir uns im unübersichtlichen Gelände zum Klettersteigeinstieg. Dieser wurde neu angelegt und bietet auf 150Höhenmetern nette Meter über rauhen Hochgebirgskalk, eine Bank mit saugender Leere unter den Füssen und witzigen Balancedrahtseilen.
Die Fleissarbeit zur Seilbahnstation Biel gestaltet sich dann zum Glück noch kurzweilig und ja, ich bin dann doch froh mit meiner kurzen Hose:-)
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