Cogne - für uns das Kalymnos des Eiskletterns. Hier trifft man alte Bekannte und knüpft neue Freundschaften, geniesst die Herzlichkeit des Gastgebers, profitiert von immer gespurten Wegen zu den Eisfällen, ausgepickelten Seillängen und komfortablen gebohrten Standplätzen. Die Höhenlage garantiert Eis auch schon Ende Dezember, die beiden grossen Täler Valnontey und das Valeille umspannen eine Hülle und Fülle an Eisfällen mittlerer Couleur, dazu die Möglichkeit in andere Täler des Aosta zu flüchten, nette Drytooling-Spots und die Dichte an Informationen über Bedingungen, Begehungen und Zustand der Eisfälle ermöglichten ein entspanntes Planen. Für uns als Gelegenheitseiskletterer das gefundene Fressen. Und natürlich auch für so viele andere, die Kehrseite der Medaille. Denn Eisklettern verträgt keine Massen. So bin ich doch immer wieder verwundert, dass nicht mehr passiert und wie gelassen die Italiener den Andrang akzeptieren. Vielleicht ist das der Grund, warum sie meistens in Dreierseilschaften ausrücken? Wenns am Standplatz mal wieder etwas länger dauert, wird geplaudert und gewitzelt.
Doch bei allem Respekt, muss man als totaler Einsteiger unbedingt den Patri Klassiker klettern und alle Seilschaften danach endlos aufhalten und gefährden (mit herunterfallenden Handschuhen, Eisschrauben,...oder schlimmer noch riessigen Eisschollen, weil wahllos ins Eis gepickelt wird)? Darf man von schnelleren/ routinierteren Seilschaften verlangen, dass sie nicht überholen dürfen (wie geschehen im Acheronte, als wir eine französische Seilschaft überholen wollten). Ich möchte nicht verurteilen, denn wenn mich jemand in der ersten Seillänge des Medusa gesehen hat, würde er auch glauben ob meiner Vielzahl an Eisschrauben, dass ich kompletter Einsteiger bin. Ich möchte lediglich meine Beobachtungen kritisch festhalten. Auf der einen Seite ärgere ich mich über den Andrang, auf der anderen Seite trage ich zum Andrang bei mit meinen täglichen Einträgen ins Eisbuch im Hotel Ondezana. Und ich schaue ja selbst mehrfach täglich, ob denn nicht wieder eine neuer Eintrag veröffentlicht wurde. Wenn ich nach den Verhältnissen gefragt wurde, gab ich gerne Auskunft. Das ist ja auch das Schöne, man kommt ins Gespräch, verbringt gesellige Abende miteinander, tauscht sich über das Erlebte aus, die kleinen und die grösseren Abenteuer.
Daher wünsche ich mir für die Zukunft einen respektvollen Umgang, viel Gelassenheit, wenns mal wieder länger dauert und eine kritische Selbsteinschätzung der Eiskletterer, dann bleibt Cogne das Kalymnos des Eiskletterns, wo ich noch gerne einige Jahrzehnte hinfahren möchte! Have a(n) ice day!!!
Cascata di Loye
35m Eisstufe mit Kompakteis und 2 Ständen (links oben), die sich wunderbar zum Üben und Wiedereinsteigen eignet. Mit einem Toprope lassen sich sicherlich 4 verschiedene Varianten klettern, sodass man Meter machen kann ohne diegleiche Strecke zurückzulegen.
Sentiero di Trol
Besonders schön und genüsslich ohne Schnee, geht meistens schon recht früh in der Saison, wenn auch noch mit dünnem Eis und steileren Aufschwüngen. Komplett mit gebolteten Abseilständen eingerichtet, 60m Seile notwendig. Der obere Teil bekommt zu Mittag viel Sonne. Meistens hoffnungslos überlaufen.
Acheronte
Rechts vom Klassiker Patri in einer Schlucht eingekesselt, besonders schön ohne Schnee. Genüsslicher Eisschlauch mit gebohrten Ständen.
Wer schnell ist klettert zuerst Acheronte und steigt zu Mittag in Patri nebenan ein und umgeht den ganzen Stau;-)
Antares im Valsavarenche
keine 10min Zustieg und mit Blick auf die Gran Paradiso Nordwand
4 Seillängen mit einem grandiosen 50m Mittelteil. Geboltete Stände. Die Sonne scheint in den oberen Teil am Vormittag, Achtung Eisschlag möglich!
Tutto Relativo
Wie wahr, wie wahr. Vor 2 Jahren um dieselbe Zeit war der Tutto Relativo schon nicht leicht für einen 4er. Doch dieses Mal setzte er noch eins drauf, mit Eisdusche und Porzellanladen und mega Steilheit. Als Dreierseilschaft mit Fabrizio hatten wir trotzdem Gaudi, während der eine vorne kämpft, sich "totally screwed up" und "Shit in my pants" denkt, amüsieren sich die Nachsteiger und legen ein Tänzchen aufs Parkett...
Die schottische Seilschaft nach uns hat leider der Kerze einen dumpfen Schlag verpasst, der bereits vorhandene Riss im oberen Teil hat einen weiteren hinzu erhalten und bei den warmen Temperaturen im Anschluss musste sich die Kerze (ver)beugen. Aber mit soviel fliessendem Wasser sicherlich bald wieder kletterbar!
Pattinaccio Artistico
Schon von weitem fallen einem beim Hineinfahren nach Lillaz von Cogne die langen weissen Streifen des Pattinaccio Artistico und des Hard Ice auf. Mittels Querung erreicht man oberhalb der nur selten geformten Säule bzw. Mixedgelände den Eisschlauch. Am besten bereits früh die Steigeisen anlegen, gebolteter Stand links und rechts vom Couloir. Momentan sehr steile zweite Seillänge. Und auch die letzte fünfte Seillänge war nicht zu unterschätzen mit dem ultraspröden Eis! geboltete Stände erleichtern das Abseilen, oder Abstieg über Tutto Relativo möglich. Die letzte Abseilfahrt vom linken Stand im orografischen Sinne hinab bis zum Boden ist recht imposant, 60m freihängend und mit bestem Blick auf die Mixedlinie, danach gibts kein onsight mehr;-)
Cascata di Patri und Candellone di Patri
Der Klassiker im Tal! Und dementsprechend hoffnungslos überlaufen. Unsere Strategie mit dem Einsteigen zu Mittag ging halbwegs auf, aber Geduld und Humor sind auf jeden Fall angebracht und ein geschultes Auge für Eisschlag. Landschaftlich einmalig schön gelegen, immer viel Eis, einige Ausweichseillängen und angenehme Steilheit, kein Wunder, dass sich die Massen um die besten Plätze drängeln. Leider aber auch sehr viele Einsteiger, die wohl ihre ersten Meter im Eis machen und endlos überfordert sind.
Die erste Seillänge bietet momentan 2 Anstiege, wobei der obere Teil dünn mit Eis bestückt ist und zu einem Art Flaschenhals wird, Warten ist vorprogrammiert. Die 2. SL mit steilem kurzen Aufschwung, wiederrum verträgt es bis zu drei Seilschaften. Dann viel Gehgelände mit kurzen leichten Softeisaufschwüngen.
Im oberen Teil bieten sich in der Cascata di Patri mehrere Anstiege an, bis zu fünf Seilschaften können gleichzeitig Klettern. Im Candellone di Patri heisst es dann anstellen und warten. Die Steilheit kann über die Verschneidung völlig weggespreizt werden.
Lau Bij und Medusa/Edelweiss
Leider staute es auch an diesem Tag in einem Sektor, der sonst wohl eher weniger besucht wird. Lau Bij verträgt keine Hundertschaften, das spröde Eis liess immer nur eine Seilschaft zu. So entschieden wir hinüber zur Medusa zu gehen und uns dort anzustellen. Fürs Edelweiss ist der Zapfen wohl noch nicht gross genug, die Seilschaft drehte innerhalb der Route um. Dafür steht die erste Seillänge von Medusa recht gut, steile Eismeter, die wir schliesslich zum Üben verwendeten.
Drytooling Lillaz
Ein schöner kleiner Sektor von M. Scherrer, der anlässlich des Eisopenings in Cogne letztes Jahr eingerichtet wurde. Von D4-D7 und perfekt geboltet.
Zustieg erfolgt über den Wanderweg bei der Cascata di Lillaz, immer den gelben Pfeilen hinterher. Sobald man einen Hochstand erreicht mit grossem Feld dahinter, kann man bereits den Spot mit den fixen Expresschlingen erspähen. Der Wanderweg führt direkt unterhalb dran vorbei. Sonne zwischen 13:45Uhr und 15:30Uhr
Drytooling Grotta di Haston- Valsavarenche
Nachdem wir Antares geklettert sind, statteten wir diesem Gebiet einen Besuch ab, befindet es sich doch unweit des Parkplatzes. Beeindruckende Linien, wobei es uns eine Linie mit neuen Bolts besonders angetan hat: Il Testimonia. Eine Kingline, die wir mal Klettern wollen, wenn wir gross sind, zum Träumen...;-)
Drytooling Villeneuve
Direkt an der Strasse gelegen, im Osten von Villeneuve wenn man von Aymaville kommt, befindet sich der Klettergarten von Villeneuve, welcher im äussersten linken Teil 4 Routen zum Drytoolen beherbergt, die aller bestens mit Bolts abgesichert sind. Von links nach rechts nimmt die Schwierigkeit zu, ca. D7-D9.
Wir haben von Locals erfahren, dass noch ein neuer Drytooling-Spot eingerichtet worden ist. Oberhalb Aymavilles, dort wo die grosse gelbe Wand ist. Nähere Infos dazu sollen bald auf planetmountain folgen...
Candellabro del Coyote
leider noch sehr sehr wenig Eis
INFOS
- Das Eiskletterhotel Ondezana in Lillaz liegt optimal als Ausgangspunkt für alle Unternehmungen rund um Cogne. Andrea und sein Team bewirten in familiärer und gastfreundlicher Atmosphäre, es gibt einen Trocknungsraum, du kannst kostenlos Eisgeräte testen, ein Kletterführer liegt immer auf, das Tourenbuch mit ständig neuen Einträgen, sowie die Infos von Andrea und anderen im Hotel befindlichen Eiskletterern tragen dazu bei, dass du up to date bist bzgl. Verhältnisse rund um Cogne.
- Im Valnontey gibt es ein ähnliches Hotel, das Hotel La Barme, das dieselben Annehmlichkeiten bietet.
- Wellnessen lässt sich famos in den 4 Stern Hotels in Cogne. Frag einfach Andrea, er tätigt gerne einen Anruf um dir einen Platz zu reservieren. Ebenso, wenn du mal Lust auf Pizza hast, organisiert er dir einen Tisch in der Pizzeria Tarabas in Cogne.
- Rund um Sylvester ist verdammt viel los in Cogne, 20 Seilschaften im Patri sind keine Seltenheit. Entweder fängt der frühe Vogel den Wurm oder du startest erst zu Mittag. Gelassenheit sollte aber trotzdem im Gepäck sein.
- Durch die hohe Lage gibt es ab Mitte Dezember immer rund um Cogne Eis, wenn dir mal nicht nach Eis ist, zwei kleine aber feine Drytoolinggebiete (Lillaz und Villeneuve) bieten Abwechslung. Ausserdem kannst du Langlaufen, Skitouren, Winterwandern, Courmayeur ist eine Autostunde entfernt, sowie die wunderbare Therme in Pré Saint Didier.
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