Die Mittagfluh liegt auf dem Weg zum Grimsel, unweit von Guttannen entfernt. Die Kletterei in ihrer grossen Südwand gleicht allerdings nicht der Kletterei oben am Grimsel. Griffig strukturierter Gneis wartet hier, nicht Plattengetänzel. Mehrere Plaisirrouten durchziehen in plus/minus 10 Seillängen die geneigte Wand, der Schwierigkeitsgrad sollte beherrscht werden, die BH-Abstände sind nicht klettergartenmässig, doch die Schwierigkeiten aller Südwandrouten bewegen sich im gemässigten Bereich, so dass normalerweise trotz der Abstände keine Panik aufkommen sollte.
Andrea und ich entschieden uns für eine alte Linie, die Südkante, die in homogener Kletterei im 4. Schwierigkeitsgrad über 10 lange Seillängen durch die grosse Wand an ihrer linken Begrenzung führt. Die BH sind nicht immer gut zu erkennen, am besten folgt man der leichtesten Linie und erreicht mit etwas Gespür den nächsten Haken. Stände sind zum Abseilen eingerichtet, allerdings empfiehlt es sich (besonders bei Andrang) den Abstiegsweg zu nehmen. Immer wieder finden sich ein paar lose Brocken und Schuppen, etwas Vorsicht ist schon angebracht, doch die Griffigkeit und Geneigtheit der Wand lässt durchwegs flüssiges Klettern zu.
Die beiden letzten Seillängen sind sicherlich die schönsten, aber auch zwischendrin finden sich immer mal wieder elegante Passagen. In den etwas "schwierigeren" Seillängen nimmt die Bohrhakendichte zu, in den leichteren Passagen steckt dafür um so weniger. Irgendwie nett ist auch, dass am Stand die Blicke immer wieder in die Nachbarrouten abschweifen können um das Treiben der Seillschaften dort zu beobachten. Nur vom hintereinander Einsteigen würde ich abraten, kleine Steinchen und Schuppen liegen zu Hauf in der Wand und so vorsichtig kann man dann fast gar nicht sein, dass nicht doch einmal etwas mit der Schwerkraft nach unten zieht.
In gut 2 Stunden stehen wir beim Ausstieg, geniessen die Aussicht und sind froh, nicht mehr länger in der Wand brutzeln zu müssen. Doch auch der Abstieg fordert noch ein paar Schweissperlen, geht es doch zunächst durch Latschen hinauf, Suanafeeling;-) Mit Steinmännchen ist der Pfad markiert und gut ausgetreten, zum Schluss sogar mit Eisenstiften versichert, mit Flipflops wirds wohl eher ungemütlich. Die letzten Höhenmeter werden mit einem 50m Halbseil in 3x abseilen überwunden. In Summe dauert der Abstieg vermutlich gleich lange wie das Abseilen, doch wie gesagt, bei Andrang in den Südwandrouten...
Fazit: Nette Kraxelei, nie wirklich schwierig, recht homogen, mit passabler Absicherung. Es gibt sicherlich eindrücklicheres, aber so im Fluss unterwegs zu sein kann schon auch was...Ach ja, der Zustieg beläuft sich auf gemütliche 30min, ein weiteres Plus für die Mittagfluh!
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