Was funkelt und blitzt rechts oben, blendet fast beim Befahren der Axenstrasse Richtung Norden? Das überdimensional grosse Gipfelkreuz des Rophaien ist also schon von Weitem sichtbar, aber nicht nur das Kreuz, auch die steilen Hänge am Rophaien, die phänomenale Aussicht hinab auf den tiefblauen See, schmale Grate warten und viel Tiefblick, was es so reizvoll macht. Kein leichter Berg mit seinen (nur) 2077m Höhe, aber immerhin auf blau-weissen Steigen erwanderbar.
Wir nutzen die Seilbahn von Altdorf auf die Sonnenterrasse Eggberge, unserem Start- und Zielpunkt für die Rophaien Runde. Um diese Jahreszeit ist es ja gar nicht so leicht, einigermassen sonnenbeschienene Touren zu finden mit einer guten Mischung aus trockenen Trails, die auch schneebedeckte Abschnitte beinhalten dürfen, aber dann bitte ohne Absturzgefahr. Für alle Fälle nahmen wir die Trailsteigeisen mit, sicher ist sicher.
In sanfter Steigung steuern wir zunächst auf das Hüenderegg, flowig geht es weiter bis zum P1815, dann wartet der erste steilere Anstieg. Die Südflanke heizt mächtig auf, Schweissperlen tropfen Richtung Boden. Beim Schönchulm allerdings empfängt uns eine kühle Brise und erinnert uns daran, dass eben doch schon Spätherbst weilt. Hartgefrorene Schneefelder mit bestem Grip führen rund um den Diepen herum, diese Passage ist sicherlich nicht zu unterschätzen, wenn der Schnee eisig wäre oder gar zu tief. Triebschneegefüllte Rinnen könnten Probleme bereiten. Uns lässt der Diepen heute allerdings wohlgesinnt passieren.
Froh sind wir allemal, als wir wieder das Sonnenlicht auf unserer Haut spüren. Am Grat entlang im Auf und Ab, über den P2087 hinweg, teilweise recht ausgesetzt und mit Drahtseilpassagen gespickt, geniessen wir das grenzenlose Panorama. Auf der einen Seite weiss, auf der anderen grün, im Norden das Wolkenmeer.
Und ja, schliesslich stehen wir vor dem gigantischen Gipfelkreuz, es ist in der Tat riessig. Leider bläst auch hier die kalte Bise, mehr als eine kurze Gipfelrast geht sich nicht aus mit unserer Trailrunningaussattung, auch wenn schon längst ein dünnes Primaloft, Handschuhe und Haube an den Körper gewandert sind.
Steil gehts zwischen den Latschen hinab, zum Glück sind tiefe Tritte vorhanden, sonst hätten die Traileisen doch noch an den Fuss gemusst. Wie steil der Rophaien ist, wird einem immer wieder vor Augen geführt, saugende Tiefblicke zur Linken in die gelben, felsgebänderten Grasflanken. Das blau-weisse Steiglein schlängelt sich gekonnt hindurch, die Temperaturen steigen, wir legen hier eine weitere Pause nach.
Vom Franzen zum Unter Hüttenboden führt ein perfekter Trail zurück, schön flüssig, mit nur kurzen Steigungen. Wir geniessen noch einmal die Nebelstimmung, bevor es für einen Schattenabschnitt kurz finster wird. Eis bildet sich bereits auf den Bächen, kluckernde, kristallerne Skulpturen. Schliesslich spuckt uns die Schattenseite wieder aus, wir laufen den letzten Sonnenstrahlen entgegen, bevor die Seilbahn uns ein weiteres Mal ins Dunkel im Tal befördern wird...
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