Foisc von Madrano
Die runde, unscheinbare Bergkuppe des Foisc oberhalb Airolos ist weitaus mehr als nur eine Verlegenheitstour bei erhöhter Lawinengefahr. Ich war bereits schon an die 10mal dort unterwegs, mal mit Startpunkt in Madrano, mal in Bignasco, je nach Schneesituation. Und noch immer erfreue ich mich an diesem landschaftlich traumhaften Aufstieg, der zumeist in tiefverschneiten Wäldern erfolgt.
Diesmal kam auf unser Dreierteam die herausfordernde Aufgabe zu, einen logischen Weg durch den äusserst steilen und dichten Part, den Wald von Madrano, bis zu den Almgebäuden zu finden, wo die normale Aufstiegsroute auf dem bequemen schmalen Fahrweg von Bignasco her einmündet. Im Prinzip folgt man mehr oder weniger dem Wanderweg vom Sommer her, doch bereits am Anfang verkoffern wir uns um einige Meter und verpassen die beste Abzweigung in den dichten Wald. Mühsam geht es nur vorwärts, der halbe Meter Neuschnee möchte erst mal verdichtet werden, bevor man einen Schritt machen kann. Froh war ich diesmal um mein Handy mit der Schweizer Landeskartenapp und der GPS-Ortungsfunktion, so dass wir zumindest ungefähr der richtigen Route folgen konnten.
In solchen Momenten denke ich immer wieder daran, was es für einen Unterschied macht, ob man den Aufstieg schon mehrfach in einer perfekten Spur eines Locals gegangen ist und sich den Verlauf auch eingeprägt hat. Oder ob man lediglich hinterher dackelt oder gar noch nie auf der Anstiegsroute unterwegs war. Routenfindung und das Gespür für die effizienteste Route will gelernt sein, manchmal braucht es dazu aber auch einfach nur perfekte Ortskenntnisse.
Das Wetter mag sich nicht recht entscheiden, immer wieder drückt es ein paar Schneeflocken über den Gotthard drüber, dann scheint wiederum die Sonne. Wir geniessen jedenfalls die Launen der Natur, da sie fantastische Bildmotive zaubern und watscheln ohne grosse Menschenmassen zu sehen zum Gipfel. Warum heute kaum jemand am Foisc unterwegs war, erschliesst sich mir nicht wirklich. Schlechtes Wetter in den Nordalpen gepaart mit angespannten Lawinenverhältnissen, da sollte es doch am Foisc wimmeln und wuseln. Umso besser für uns und unsere Abfahrt, die noch viele unverspurte Schneeflächen bereithält. Das I-Tüpfelchen ist für heute mitunter die Abfahrt durch den steilen Wald nach Madrano zurück, normalerweise bei nassem oder altem Schnee sicherlich ein Graus, heute bei noch unversperrtem Pulver ein Spass und die Skikünste werden gefordert, da muss schon jeder Schwung sitzen, sonst klebt man am nächsten Baum oder radiert über Äste und Buckel, die nicht genügend eingeschneit sind.
Im Prinzip finden wir bis zum Auto schöner Pulver. So soll es sein und der morgige Tag im Gebiet des Rif. Garzonera verspricht noch mehr Pulverfreuden...
von Ambri zum Tourengebiet des Rif. Garzonera
Direkt beim Eisstadion von Ambri nahe dem Bahnhof beginnt der Anstieg über unzählige Kehren durch den steilen Wald hinauf zu den Häusern auf einer grossen Lichtung, die tolles Abfahrtsgelände bereithält. Wir haben für heute eine schöne Runde ausgesucht, mit 2 Gipfeln und in traumhafter Landschaft. So dann verlassen wir auch bei den letzten Gebäuden rechterhand die Autobahn und folgen einer dünnen Spur Richtung Refugio Garzonera. Der Anstieg ist nicht leicht zu finden, wenn man spuren muss, dichter Wald, dann kupiertes Gelände, kein einfaches Unterfangen um die beste Spur zu kreieren. So dann bessern wir auch die ein oder andere Kehre unserer Vorgänger aus. Noch befinden wir uns im schattigen Teil, die Sonne können wir allerdings bereits erahnen und mit einem Juchzer empfangen wir sie kurz unterhalb der tiefverschneiten Selbstversorgerhütte. Die funkelnden Schneekristalle, die lichten Lärchenbestände, die kalte und frische Luft, eine Wohltat für die Seele.
Den Hausberg des Rifugio, den Motto del Torre, erreichen wir heute nicht, die Hänge hinauf zum Sattel erscheinen zu eingeblasen, dafür erwartet uns die erste stiebende Pulverabfahrt, wenn auch nur von kurzer Dauer. Doch sie macht Lust auf Mehr und spornt zum nächsten Anstieg an. Kupiertes, perfektes Tourengelände mit vielen kleinen Mulden und Kuppen erwartet uns, um in die Ebene kurz unterhalb des Pizzetto zu gelangen, dem zweiten Gipfelpunkt für heute. Der Pizzetto ist unschwierig zu erreichen und somit prädestiniert um als Verlegenheitsgipfel angesteuert zu werden. Doch das Beste folgt erst noch. Eine weite Mulde mit verspieltem Gelände liegt zu unseren Füssen, alles noch jungfräulich unverspurt.
Ein Traum in Weiss. Und das zusammen mit einer lustigen Truppe. Ein Skitourentag wie aus dem Bilderbuch und dazu braucht es keine grossen Gipfelnamen...
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