Das Meiental, im Winter wohl nur von Interesse für Skitourengeher und Eiskletterer, auf halbem Wege zum Sustenpass. Doch dieses Kleinod wartet mit 2 Händen voll Skitouren auf, die sich besonders bei Skibergsteigern als Treffpunkt herauskristallisiert haben. Die Schattenseite mit Rorspitzli, Stucklistock und Griesshorn, die Sonnseiten mit Bächenstock, Stössenstock und den Spannorten, Krönten und Zwächten. Allesamt Touren, bei denen Pickel und Steigeisen in den Rucksack gehören, die stabile Verhältnisse erfordern und eine gewisse Portion alpine Erfahrung.
Wir haben Besuch, unsere Freundin Martina verweilt das Wochenende bei uns, klar wollen wir ihr dieses Skitourenparadies nicht vorenthalten und entscheiden uns für den eher gemässigten Bächenstock, der durch seine Südexposition für heute sogar schon firnige Abfahrtsmeter aufweisen könnte. Den Anfang macht der dichte Färnigenwald, dessen Durchschreitung zwar easy, aber nicht sonderlich der Bringer ist. Umso geblendeter ist man, als man dem schattigen Wald auf Höhe Rieter entkommt und von gleissendem Sonnenlicht umgeben die Bergschönheiten des Meientales vor Augen geführt bekommt. Wir beobachten eine riesige Gruppe werkeln am Stucklistock gegenüber, dessen Gipfel noch in Wolken eingehüllt ist.
Wie immer brennt auf der Seewenalp die Sonne erbärmlich in die zu querenden Osthänge. Nicht nur wir schwitzen, auch diese beginnen ihre Schweisstropfen zu entleeren. Es ist Zeit einen Schritt schneller zu gehen, denn wir sind nicht allzu früh gestartet. Im Seewenstöss haben wir dann Zeit zum Rasten, die Gefahrenzone liegt hinter uns. Eine Wolkenschicht umwirbelt die höheren Gipfel, auch unser Bächenstock ist davon betroffen, doch wir haben Hoffnung, dass sie sich im Tagesverlauf noch auflösen werden.
Durch die Steilstufe, welche hinauf auf den Seewenzwächten leitet, führt heute eine perfekt angelegte Aufstiegsspur, so dass die Höhenmeter ohne grosse Anstrengung zu bewältigen sind. Im grossen Bogen erreichen wir in völliger Windstille das Skidepot, noch immer umhüllen Wolken den Gipfel und auch bei uns zirkulieren Nebelfetzen. Einige Skitürler verzichten daher auf den Gipfel und fahren bereits schon wieder ab, als wir unsere Ski auf den Rucksack binden, Steigeisen anlegen und den hohen Stufen auf den Grat folgen. Wir hoffen noch immer auf ein plötzliches Aufreissen und dass wir vielleicht weiter zum Zwächten die Überschreitung in Angriff nehmen können. In leichter Kraxelei, die Seile sind frei, gehts in wenigen Minuten zum Gipfel, wo wir die Sonne bereits gespüren, aber noch immer im whiteout sitzen. Es ist heiss, die Sonne drückt ungemein. So verweilen wir, futtern unsere Reserven auf plötzlich lichtet sich tatsächlich die Wolkendecke. Immer wieder gibt sie Blicke auf den Tiflis frei oder die Spannörter. Wow, eine mystische Stimmung. Wir könnten ewig hier oben sitzen und staunen, doch die Uhr schlägt bereits halb drei und so machen wir uns an den Abstieg und die Abfahrt. Schöner Pulver begleitet uns im oberen Gletscherbecken, wir halten uns im Abfahrtssinne immer links und kommen unterhalb des Miessplanggenstockes auf südwestexponierte Hänge, die zwar auch schon recht aufgeweicht sind, aber noch als akzeptabel für die Abfahrt sind. Danach folgt schöner Firn und Sulz, wobei natürlich mit zunehmendem Höhenverlust, dem Seebach entlang, der Schnee immer weicher und bremsender wird.
Just im Moment, als die Sonne hinterm Griessenhorn untergehen will, erreichen wir die Strasse, wo ein 10minütiger Marsch zurück zum Auto unsere Skitourenrunde vervollständigt. Eine Einkehr im Bäsäbeizli in Meien gehört im Meiental natürlich genauso dazu, wie die Skitour an sich. Dort trifft man auf andere Skitourengeher und hockt in geselliger Runde beisammen bei Keksen, Chips, Nüssen und einem erfrischenden Getränk. Das Bäsäbeizli wurde nun umgebaut und fasst nun wesentlich mehr Skitourengeher, mit 2 grossen Holztischen und einer Bar sollte normalerweise Platz sein für das eher ruhige Skitourengebiet (im Vergleich zum benachbarten Realp).
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