Da soll man einer sagen, beim Bergsteigen muss man so früh aus den Federn kriechen...mit der Gondel um 9Uhr fuhren wir an diesem sonnigen Samstag hinauf zur Diavolezza. Der zweite positive Aspekt der spätstartenden Bergsteiger: es ist angenehm warm. Nur mit einem Merinoshirt bekleidet, ohne Handschuhe oder Hardshelljacke konnten wir die gesamte Rundtour über den Piz Cambrena und Piz d'Arlas absolvieren. Wenn das mal nicht nach Genuss schreit.
Mit dem nötigsten Kram bewaffnet starten wir also um 9:20Uhr an der Diavolezza Bergstation hinüber zur Fuorcla Trovat, wo ein kurzer Abstieg auf den Gletscher führt. Dieser ist mit unzähligen Rillen und Löchern versehen, Alpenbüsserschnee der heftigsten Art. Wie gut, dass wir nach 10 Minuten die Spur erreichen, auf der der Schnee ganz passabel zertrampelt ist. Wir seilen kurzzeitig an, bis wir von der Autobahn abzweigen. Ein steiles Schneefeld bringt uns zur Schotterflanke, die mit Steinmännchen versehen zum eigentlichen Einstieg in den Felsgrat hinauf zur Eisnase leitet. Ziemlich brüchiges Gestein muss überwunden werden, fast die Crux würde ich behaupten, bevor die Felsqualität besser wird und man in leichter Kraxelei zum Beginn der "Eisnase" kommt. Die Firnauflage ist auf ca. 20m nur noch dürftig, blanke Stellen kommen zum Vorschein, was bei der Steilheit von 40Grad nicht weiter stört.
Nachdem der Aufschwung sich zurückgelehnt hat, seilen wir erneut an, das Gipfelplateau des Cambrena ist mit einigen Spalten durchzogen. 2:12h zeigt die GPS-Uhr beim Erreichen des Ostgipfels, wir gönnen uns eine erholsame Pause und lassen den Blick hinüber zum formschönen Palü mit seinen 3 Pfeilern schweifen. Im knöcheltiefen Schnee traben wir anschliessend hinunter zum Beginn des Blockgrates, welcher mit schönen Felsstrukturen und guter Felsqualität in anregender Kraxelei zum Piz d'Arlas führt. Ein kurzer Abseiler von 25m in die Scharte (könnte auch abgeklettert werden (III)) und wir steigen weiter über exponierte, feste Grätchen, entlang von Blockhaufen und abermals einem schmalen Grat, der zum Balancieren einläd. Das Gelände ist lustvoll, da fest und wenig schwierig. Erst als der Abstieg von einem grossen Steinmann eingeläutet wird, wechselt das Gelände wieder zu einer grossen Schutthalde, zum Glück führt ein guter Trampelpfad bis zum letzten Teil des Abstieges, der wegen seiner Brüchigkeit keine Freude aufkommen lässt. Die Stelle wurde entschärft, da sie zum Abseilen eingerichtet ist, was angesichts des Schotterhaufens aber nicht sonderlich zu empfehlen ist. Wer sich seiner Sache sicher ist, tut gut daran, die Trittspuren der Vorgänger aufzuspüren, es lässt sich ein passabler Abstieg über die Platte mit den Eisenstiften finden.
Wir staunen nicht schlecht, als die Uhr bei 4h30min, an der Diavolezza angekommen, stoppt. Dabei haben wir keinesfalls gepushed, doch die Leichtausrüstung gepaart mit flüssigem Vorwärtsbewegen degradierte die Tour tatsächlich zu einem Halbtagesausflug. Wie gut, bleibt noch ausreichend Zeit für den Wellnessbereich vor dem Abendessen mit Harrys Eltern;-)
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