Das Matterhorn. Dem Tobleroneberg ganz nahe kommen. Dies lässt sich auf dem Weg zur Hörnlihütte verwirklichen. Alleine wird man daher nur im grausligsten Wetter sein, doch der Magie dieses wohl meistfotografiertesten Berges weltweit können wohl nur die wenigsten widerstehen. Recht haben's!
Auch wir sind von seiner charakteristischen Gestalt immer wieder aufs Neue fasziniert. Jeden Morgen, wir sind mittlerweile schon seit 1 Woche in Zermatt stationiert, schauen wir erneut Richtung Matterhorn und freuen uns wie kleine Kinder, wenn es nicht wolkenverhangen hinter den Häusern hervorscheint. Das Auge bleibt förmlich an seinen Konturen hängen, die Ostwand, der Hörnligrat, die Schulter, das Gipfelschneefeld,....immer wieder aufs Neue, einfach verzaubernd schön.
Somit steht die Frage "was machen wir am letzten Tag unseres Zermatturlaubes" nur kurz zur Debatte. Klettern am Riffelhorn klingt zwar verlockend, aber ein Geniessertag mit gemütlichem Spaziergang zur Hörnlihütte tönt dann doch noch eine Spur besser in unseren Ohren. Mit der Gondel gehts bequem zum Schwarzsee, wo an diesem Sonntagmorgen eine Messe abgehalten wird. Eine Horde bunter Punkte zeichnet sich unten am Schwarzsee in der Mulde bei der kleinen Kapelle ab, wir lassen die Menschenansammlung rechts liegen und steuern dem Wanderweg zur Hörnlihütte an. Nicht dass hier weniger Menschen anzutreffen wären, Wanderer und Touristen aller Nationen befinden sich bereits beim Anstieg und keuchen aus sämtlichen Löchern. Die Luft ist dünn, spätestens beim letzten Anstieg wird die 3000er Marke geknackt und stellt so manchen vor grössere Herausforderungen.
Auf der Hörnlihütte gönne ich mir eine Bierdose, wir setzen uns etwas im Abseits der übervollen Hüttenterrasse auf einen breiten Stein und starren Richtung Hörnligrat. Erinnerungen werden wach, Erinnerungen an die letztjährige Trailrunningschuh-Besteigung, wo das Matterhorn für wenige Tage komplett schneefrei war. Ein seltenes Ereignis.
Unser Auge versucht den Anstiegsweg nachzuzeichnen, wir erkennen einige Bergsteiger auf dem Abstiegsweg, ein kleines Spektakel unweit der Hüttenterrasse. Doch nur wenige der Besucher interessieren sich für die Matterhorn-"Bezwinger", sie verweilen lieber bei Speis und Trank, plaudern, geniessen die Aussicht und sind ein klein wenig Stolz über das erreichte Tagesziel. Das Matterhorn steht da eher weniger auf der Agenda.
So gemischt das Publikum hier oben, so entspannt ist doch die Wanderung hier hinauf. Auch wenn ich mir bei dem ein oder anderen Kandidaten gedacht habe, er erleidet gleich einen Herzinfarkt oder ich muss ihn über die felsige Stelle hinwegtragen, die Leute grüssen, es geht geordnet und entspannt zu. Vielleicht hatten wir einfach nur Glück an diesem sonnigen und gut besuchten Sonntag, vielleicht aber auch ist es die Aura des Matterhorns, die ein klein wenig Demut und Zurückhaltung erzeugt....
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