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Grimsel Handegg: Fair Hands Line

 

Ein grosser Klassiker aus dem Jahre 1978. Vom Begründer der Schweizer Plaisirkletterwelle J. v. Känel erstbegangen und mittlerweile saniert, war es längst überfällig diesem schönen Granit-Pfeiler am Grimsel einen Besuch abzustatten. Dabei schreckte mich bisher die Bewertung der Absicherung mit "soso" im Plaisir West deutlich ab, immer im Hinterkopf diese schrecklich psychischen, grimseltypischen Reibungsplatten. Doch die Fair Hands Line bietet alles andere als Horror-Platten. An Abwechslung kaum zu überbieten klettert man an griffigen Schuppen und Rissen, teilweise mit erstaunlicher Steilheit und eher weniger auf Reibungsplatten. Diese fehlen zwar nicht gänzlich in der Route (direkt in der 2. Seillänge vom Stand weg muss auf Reibung bis zum 1. Bolt angetreten werden. Das kostete mich meinen makellosen onsight-Durchstieg, grrrrrr), machen aber sicherlich nicht das Gross der Kletterei aus.

 

Eigentlich bietet jede Seillänge charakteristische Kletterei. Die erste, kurze Seillänge hat einen kräftigen Boulder zum Auftakt, die 2. Seillänge fordert mit Reibungs- und Balancekletterei entlang einer schönen Kante. Ich erinnere mich gerne an die steile Verschneidung der 3. Seillänge, an die vielen Schuppen und wohlig-rund geformten Griffe der kommenden Seillängen. Der markante Riss zum Selberabsichern, die genüsslichen Platten mit einer Art Wasserrillen, wo eine Sanduhr (im Granit!!!) gefädelt werden kann, die Kupferplatte mit einer geilen Sequenz mit 2 kleinen Leisten zum hart herknüppeln....

 

Jedenfalls viel Kletterspass auf ganzer Strecke, wenn das Niveau stimmt. Denn die vorhandene Absicherung verlangt, dass die leichteren Passagen mit run-outs zu klettern sind, Risse müssen mit Keilen und Friends abgesichert werden, die schwierigsten Stellen jedoch sind mit soliden Klebehaken versehen. Alles in allem also eine Genussroute, wenn der 6. Grad grundsolide im Vorstieg geklettert werden kann und man über so viel Erfahrung verfügt, an den geeigneten Stellen die Placements für mobile Sicherungsmittel zu nutzen. Sicherlich nicht dem heutigen Plaisir-Standard entsprechend, aber auch nicht alpin. Ein Hybrid, das nicht so recht einzuordnen ist. Mich würde in diesem Kontext interessieren, wie die original Absicherung vor der Sanierung ausgesehen hat...

 

Als coole Abrundung der an für sich schon sehr empfehlenswerten Route folgt der Abstieg entlang der supersteilen Gelmerbahntrasse. Hunderte von Stufen in der Vertikalen führen rasch, wenn auch ungewöhnlich, zum Auto zurück. Bitte achtet beim Abstieg darauf, dass der Platz zum Ausweichen, wenn die Bahn kommt, teilweise sehr eng werden kann. Die freundliche Fahrerin bat uns daher vor dem Seilgeländer vorm ersten steileren Abschnitt zu warten, bis die Bahn uns wieder im Abstieg passiert hat. Haltet euch an die Anweisungen, ein Miteinander statt Gegeneinander!

 

Achja, und vonwegen Andrang. Wir waren an diesem super-sonnigen Sonntag die einzigste Seilschaft in der Route...

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschafterin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

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Autorin Trailrunning Guidebook

 

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