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Teufelstalwand: Zeichen der Freundschaft

Mit einem doch eher mulmigen Gefühl starteten wir heute Richtung Teufelstalwand, die bequem vom Nätschen aus mit relativ kurzem Zustieg und dreimaligem Abseilen erreicht werden kann. Doch der Teufel steckt im Detail. Dreimal Abseilen, aber nicht über die Route, sondern auf der gegenüberliegenden, schattigen Wand, die den Zugang ins innere Teufelstal ermöglicht. Das heisst also im Klartext: friss oder stirb. Hast du einen Seilverhänger, bist du im A...sch. Ist die Route zu schwierig für dich, bist du im A...sch. Hast du ein gröberes Problem in der Route, bist du im A...sch. Fängt es zu regnen an, bist du im A...sch. Mit diesen Randbedingungen beginnt der Klettertag also weniger entspannt, als es das Topo vermuten lassen würde. Die Route "Zeichen der Freundschaft" ist nämlich durchgängig bestens mit Bohrhaken bestückt, klettergartenmässig und der Schwierigkeitsgrad von 6b+ sollte uns rein klettertechnisch bei dieser Absicherung nicht vor grössere Schwierigkeiten stellen, aber eben, man weiss ja nie....und Granit, der kann einfach heimtückisch sein. Eine fiese Reibungsplatte, ein endlos kraftiger Riss,... mich würde es nicht zum ersten Mal wundern, wenn mich eine Stelle unverhofft masslos überfordert.

 

Die Abseilerei gestaltet sich dann in der Tat komplikationslos, nur leider sehr dreckig, unsere armen Seile. Die Überquerung des Baches ist im Herbst ohne nasse Schuhe zu bewältigen und der Einstieg gleich gefunden. Die erste Länge im Schatten (wir haben ca. 11Uhr) läuft unrund, ich traue der Reibung nicht, der Gummi ist noch steif und unanschmiegsam. Das ändert in der zweiten Länge, wo uns die wärmenden Sonnenstrahlen endlich ein Lächeln ins Gesicht zeichnen. Länge 3 und 4 ein Traum. Wobei die vierte mega kraftig ist. In Piaztechnik (ich kann nicht Rissklettern) pruste ich mich von Haken zu Haken und bin erleichtert als es weniger steil wird. Im Mittelteil warten coole Körperrisse/Kamine, die mit der bombigen Absicherung richtig Spass machen, zumindest uns. Ich bin immer wieder erstaunt, welch abgefahrene Moves solche Kletterpassagen hervorbringen. 

 

Mit schwindender Kraft erreichen wir, noch immer im Team-onsight-Modus die letzte Seillänge. Wir haben gehört, sie sei nochmals so ein richtiger Abwerfer. Mit einer grossen Portion Respekt, aber mit viel Vorfreude auf die Herausforderung, starte ich in die makellose Fingerrissverschneidung. Die Wand ist weniger steil als gedacht, die Kletterei daher weniger powerful als vermutet, dafür umso eleganter. Ich finde perfekte No-hander im unteren Teil der Verschneidung und nehme mir die Zeit, den Rest der Seillänge zu überblicken. Das schaut machbar aus, wenn nicht der kurze Überhangsüberstieg noch einen Abwerfer parat hält. Der nächste Rastpunkt wartet am Ende der Verschneidung, wo sie vom kleinen Dach begrenzt wird. Ein letztes Mal schnaufen und auf gehts. Der Föhn gibt mir beim entscheidenden letzten Move an der Dachkante Aufwind und ich stehe kurze Zeit später am letzten Stand beim Routenbuch. Lilian folgt, ich fiebere mit ihr mit und motiviere sie beim entscheidenden letzten Griff nicht loszulassen. Yess, geschafft! Team-onsight. Die Anspannung fällt und wir können den traumhaften Herbsttag endlich so richtig in vollen Zügen geniessen.

 

Fazit: Abwechslungsreiche, sehr schöne Granitroute entlang von Rissen und Verschneidungen (ohne Reibungsplatten) mit bester Absicherung. Im Herbst vermutlich bei der rötlich verfärbten Umgebung am schönsten. Empfehlenswert!

 

 

 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschafterin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

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