Tierberg
Im Winter bietet der Tierberg mit seiner gleichmässigen Südflanke eine schöne Skitour im Firn oder Pulver, je nachdem, wie man es erwischt. Im Sommer hingegen lässt der Anstieg durch die meistens komplett windabgeschattete Grasflanke den Schweiss aus den Poren spriessen. Und selbst im Herbst, wenn die beste Zeit für die Besteigung des Tierberges, dessen Namen vermutlich von den zahlreichen Gämsen dort herkommt, angebrochen ist, rinnt noch immer die ein oder andere Schweissperle an der Stirn hinab. Doch die Mühe über den prinzipiell gut ausgetretenen Pfad ab Hinter-Ahornen wird belohnt, sobald man die östliche Begrenzung der grossen Grasflanke im oberen Teil betritt: der dunkelblaue Walensee taucht auf, umrahmt von den markanten Churfirsten, der Mürtschenstock tritt ins Rampenlicht, ebenso die am Nachmittag sonnenüberfluteten Hänge der Alp Mullern unter dem kegelförmigen Fronalpstock.
Aus dem Staunen kamen wir beinahe gar nicht mehr raus, als wir den Kamm bei P1869 erreichen, das Nebelmeer über dem Züricher Becken und der Weiterweg im Blick: eine Himmelsleiter aus Gras, welche zum Tierberg führt. Ein Traumpfad. Begleitet von roten Erikabüschen und letzten weissen Schneeflecken des gestrigen kurzen Wintereinbruches. Im Hintergrund Richtung Westen reiht sich Bergkette an Bergkette, Verblauungen, die im Dunst noch surrealer erscheinen. Wir sind ganz alleine unterwegs und geniessen die Stille, meditativ schreiten wir zum höchsten Punkt, dem Tierberg, bevor wir uns zu einem kleinen Nickerchen ins goldgelbe, trockene Gras legen.
Kommentar schreiben