Ich brauchte eine Auszeit vom Traillaufen. Die Urlaubswoche mit Ruedi und Hari zehrt, der Akku ist leer, der Kopf auch. Klettern muss her und zwar etwas entspannendes, was nicht zu sehr exponiert ist, um auch unseren nicht ganz schwindelfreien Ruedi ins Klettergeschehen einführen zu können. Die Wahl fiel auf das Stockhorn und seine Nordwand, welche Abkühlung für den heissen Sommertag versprach. Mit der Seilbahn schweben wir kräfteschonend nach oben, in nur wenigen Schritten erreicht man so die Klettergartenrouten auf der Südseite, teilweise mit schönen Wasserrillenplatten, wie auch den Westgrat, welcher sich gut als Einstiegstour ins Alpinklettern eignet, sowie die Routen in der Nordwand.
Mit dem Fototopo aus dem SAC Führer lässt sich leider nicht allzu viel anfangen, wir tappen im Dunkeln oder besser gesagt der Nase nach. Zwar finde ich eine Einstiegsplakette, es gibt aber auch einige Routen mehr, als im Führer gelistet. Ausserdem findet man nichts zur Absicherung im Kletterführer, ich ging von einer Plaisirroute aus, musste aber ziemlich schnell feststellen, dass wir uns hier in alpinem Gelände bewegen werden. Ein herber Auftakt für Ruedi. Zum Glück hatte ich 3 Camalots und einen kleinen Satz Keile dabei, damit liess sich besonders der untere Teil für die Nachsteiger einigermassen sinnvoll absichern. Denn der untere Teil bewegt sich hauptsächlich entlang von Grasschrofen, Griffe und Tritte wollen geprüft werden und auf die Seilführung ist zu achten um die vielen Steine zu hüten.
Nach und nach wird die Route logischer, wir stossen auf einige Schlaghaken. Entlang der langen Querung auf dem Grasband, welche zum Couloir führt, wo der Anstieg auf die Tschaboldspitze beginnt, zweigen 2 schwierigere Sportkletterrouten in ausgezeichneter Felsqualität ab. Das schaut genial aus! Auf der Tschaboldspitze tragen wir uns ins Gipfelbuch ein, ich liebe solche versteckten Büchlein, die Geschichten erzählen...Ab diesem Punkt ist der folgende Abschnitt eindeutig, ein ansteigendes Felsband mit vielen Steigeisenspuren und netter Kletterei (die Cruxseillänge) führt zu einem letzten Standplatz, bevor die Schlussseillänge zum grasigen Gipfelgrat führt. Zuschauer sind an schönen Wochenenden garantiert.
Info:
Tschaboldroute, Stockhorn Nordwand (4+)
Zustieg easy mit Seilbahn um 29CHF (Retour mit Halbtax)
Standplätze teilweise gebohrt, teilweise Zwischenbohrhaken und Schlaghaken. Eine kleine Auswahl an Keilen und Friends schadet nicht, sowie eine Schlinge für Köpfel. Kein Plaisirklettern, Fels/Ambiente/Absicherung sind alpin!
Wird auch im Winter gemacht als Trainingsroute fürs Mixedklettern.
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