Manche Tage sind einfach besser als andere. Als wir an diesem vielversprechenden Morgen im Bus zum Skigebiet dicht aneinandergedrängt mit unzähligen Skifahrern standen, konnten wir nicht ahnen, dass dieser Skitourentag episch werden würde. Nicht weil er gefährliche Ausmasse annehmen würde, sondern mit unheimlich eindrücklichen Erfahrungen zu beeindrucken weiss. Naturgewalten, Sturm, Schneeverfrachtungen inmitten einer majestätisch schönen Bergkulisse, gespickt mit körperlicher Anstrengung und der Tatsache, dass wir abseits vom Skigebietstrubel völlig auf uns alleine gestellt sein werden.
Aber von vorne. Das Lötschental ist als Geheimtipp für Freerider bekannt, vor allem für solche, die sich nicht scheuen ein paar Meter mit Fellen aufzusteigen. Nachdem der grosse Schneefall durchgezogen war und bereits am Tag vorher die Wolkendecke aufriss und die ersten Sonnenstrahlen und Freerider losschickte, entschieden wir uns anstatt mit dem Lift auf Neulandsuche zu gehen, "human powered" unterwegs zu sein. Wir starteten in Wiler, zunächst über die Talabfahrt bis Fischbiel, dann spurten wir mutterseelenalleine in unverspurtes Terrain hinein. Entlang eines Wasserlaufes mit dicken, funkelnden Schneekristallen, später entlang eines Tälchens unterhalb des Tennbachhorns. Die umliegenden Gipfel waren bereits mit Schneefahnen dekoriert und in immer regelmässigeren Abständen drangen Böen auch bis zu uns hinunter. Der Schnee peitschte in unsere Gesichter, durchlüftete Fleecepullover und Hosenbeine und lagerte sich hinter Kuppen grossflächig ab. Wir konnten regelrecht zuschauen, wie sich aus einem harmlosen Hang, eine richtige Miene aus Triebschnee entwickelte.
Die Situation spannte sich immer mehr an, je höher wir kamen. Zu diesem Zeitpunkt glaubten wir beide schon lange nicht mehr, dass wir den Gipfel heute noch erreichen würden. Aufgrund des massiven Triebschnees mieden wir partout jegliche Hänge, die steiler als 30Grad waren. Zudem glaubten wir, dass oben am Gipfel ein Orkan toben würde. Doch diese Naturgewalten, so theatralisch schön, trieben uns gleichzeitig auch an, weiter zu machen. Das mühsame Spuren durch meterdicken Triebschnee zehrte gewaltig, aber diese einmalige Landschaft und Abgeschiedenheit schaffte gleichzeitig Nährboden für unsere Motivation weiterzumachen.
Viele Faktoren sprachen sich dagegen aus, dass wir den Gipfel des Elwertätsch erreichen würden. Sturm, Triebschnee, die fortgeschrittene Zeit, die fetten Ski mit denen 2000Hm Spurarbeit kein Zuckerschlecken ist,...doch Etappe für Etappe löste sich der Anstieg wohlwollend für uns auf, so dass wir nach 5 Stunden dann doch, eingepackt in unsere Goretex-Bekleidung und mit Sturmkapuze, die Schneefahnen am Elwertätsch Gipfel durchbrachen. Stolz und demütig zugleich. Dass wir dann im schönsten Nachmittagslicht entlang unserer Aufstiegsspur ganz alleine durch fluffigen Pulverschnee hindurchgleitend würden, hätten wir uns an diesem Morgen nicht zu denken getraut. Die Abfahrt rundete diesen aussergewöhnlichen Skitourentag mit Ausrufezeichen ab, ein Tag für die Analen der Kategorie: epic!
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