Nachdem wir den ganzen Winter fast vollständig nur in unseren "Hausbergen" unterwegs waren, erspähten wir immer mehr mögliche Linien und Varianten. Das ist schon faszinierend, wie das Auge plötzlich, am Gipfel stehend, nach neuen Optionen Ausschau haltend, die Landschaft abscannt, kreative Linien in Erscheinung treten, die man vorher noch nicht gesehen hatte.
So ergab sich auch diese Kombi der Kingline entlang der Rippe auf der Ostseite des Cheibehorns und der Nordostflanke der Männliflue von der Chirel aus. Unzählige Fotos und Vorarbeiten mit Kartenabgleich, einigen Ausflügen in genau dieses Gebiet und Antasten steiler Hänge im Umkreis in den Wochen zuvor. Bis wir schliesslich an einem Donnerstag die Gunst der Stunde nutzten. Seit über 1 Woche geringe Lawinengefahr, 14 Tage nach dem letzten Schneefall und einer kalten Wetterperiode, so dass nordostseitig auch auf dieser Höhe noch Pulververhältnisse dominierten.
links im Bild die ungefähre Abfahrtslinie durch die Männliflue Nordostflanke. Rechts im Bild die Abfahrtslinie über die Cheibehorn Ostflanke.
Cheibehorn
Bei der Einfahrt merkten wir dann allerdings ziemlich schnell, dass die Schneequalität doch nicht so grossartig war, wie sie es auf den ersten Blick erscheinen liess. Unter den 15cm Pulverschnee krustete es, mal stärker und härter, mal schwächer und brüchig. Also defensives Abfahren, stellenweise mit Abrutschen anstatt Jumpturns. Denn die Exposition verlangt ein 100 prozentig kontrolliertes Beherrschen des Sportgeräts, Felsabbrüche darunter in Kombination mit der Steilheit tolerieren keine Fehler. Ebenso liess das Sluffmanagement den ein oder anderen Schweisstropfen auf die Stirn hervortreten.
Fazit: eine saugende Flanke, die genau studiert werden muss wegen der Felsabbrüche. Eine Kingline, die ich unbedingt nochmals im nächsten Winter bei hoffentlich noch etwas besseren Verhältnissen etwas flüssiger fahren möchte.
Steilheit: gut 900Hm vom Gipfel zum Schiessplatz, davon 500Hm definitiv steiler als 40Grad (im Gipfelbereich schätzungsweise mindestens 45Grad auf 100Hm), nur die letzten 200Hm zum Schiessplatz < 30Grad.
Männliflue
Die Männliflue ist für die schöne Abfahrt über die Nordseite bekannt, die Nordostflanke allerdings zum Schiessplatz hinab wird nur selten befahren. Aus gutem Grund, sie ist mit hohen Felsbändern durchzogen, konstant steil und verlangt einiges an Orientierungsvermögen. Ziemlich schnell befindet man sich in einer Sackgasse (es sei denn man ist Profifreerider und jumpt gediegen 40m irgendein Cliff hinab;-)).
Ursprünglich wollten wir über die schöne weisse Flanke von P.2593 hinab, der Verbindungsgrat von der Männliflue dorthin bot allerdings einige Wechten, wir verzichteten auf die prekäre Spurarbeit und begannen die Abfahrt daher 20m unterm Gipfel am Grat. Weniger ästhetisch die beiden langen Querungen, aber wie gesagt, Felsbänder versperren die direkte Abfahrtslinie.
Im Gipfelflankenbereich bereits leichter Bruchharsch angetroffen, aber noch so, dass man ihn mit den fetten Ski leicht durchbricht. Danach ab dem kleinen Sattel, wo die Querung beginnt überwiegend alter, gesetzter Pulver. Das Ausfahrtscouloir aus der Flanke dann mit Presspulver, an den Rändern teilweise mit Winddeckel. Danach nochmals bis Wisse Schopf schöner gesetzter Pulver.
Fazit: auch hier sind super safe Verhältnisse unabdingbar, 600Hm steiles Gelände, felsdurchsetzt, die steilsten Passagen sicherlich auch hier 45 Grad, aber weniger saugend und anhaltend als beim Cheibehorn.
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