Zwischen Schwarzseeregion, Gantrisch und Simmental liegt die Walop, im Prinzip eine grosse Wiesenmulde umgeben von einem Kamm aus Grasbergen und solchen felsiger Natur. Hier grasen Kühe, weiden Schafe und irgendwie herrscht zwischen all dem Gebimmel der Kuhglocken abgeschiedene Ruhe und Bergidyll. Wanderer trifft man nur wenige, und wenn, dann kommt man gerne mit ihnen ins Gespräch...Die Kaiseregg mit dem grossen Gipfelkreuz wird zwar gerne aus der Schwarzseeregion besucht (wenn der Lift läuft), aus dem Simmental jedoch schreckt der lange Zustieg ab.
Bis ins Chlus kann man mit dem Auto fahren, von dort erwartet einen ein übel steinig-steiler Wanderweg, mit viel losem Schotter, Wurzeln und Felsstufen. Ich staune nicht schlecht, als vor mir vom Bauern 4 Kühe hinauf getrieben werden. Die Viecher schnaufen, ich auch. Dafür gewinnt man schnell an Höhe, die 500Hm verfliegen wie im Nu bis zum Walopsee hinauf. Hier beginnt im Prinzip der grosse Loop: Immer der Kante entlang, angefangen beim Widdergalm, über den Stieregrat und das Kaiseregg, den Schafberg und Rotechaste.
Der Wetterbericht meldet für heute am Nachmittag Gewitter, ich beschliesse nur den kleinen Loop (bis Kaiseregg) in Angriff zu nehmen.
Direkt beim Walopsee zweigt rechts ein schmaler Pfad (Anschrift in Rot auf Stein: Pulverli, Vortel) ab, dieser schlängelt sich wunderschön durch bunte Blumenwiesen und Weiden bis zum breiten Pass hinauf. Achtung: hier arbeiten Herdenschutzhunde, am besten frühzeitig nach links Richtung Widdergalm abzweigen, falls man die Hunde bereits hört. Ausserdem erreicht man so auch mit grosser Wahrscheinlichkeit die Trittspuren, welche durchgängig bis zum Gipfelkreuz des Widdergalm leiten. Auf der Alp Vortel kann man Getränke kaufen.
Überrascht nehme ich zur Kenntnis, dass auch hinter dem Widdergalm noch Trittspuren zu finden sind. Wer genau schaut, wird fast über die gesamte Route bis zum Kaiseregg einem Pfad folgen können! Nicht immer geht es oben am Kamm entlang, oftmals auch etwas unterhalb in der Flanke. Beim Abstieg vom Widdergalm gibt es steilere Grasstufen zu überwinden, im Bereich P.2096 umgeht man kleine Felstürmchen und Stufen. Grossteils geht es im Gras weiter, mal auf dem Kamm, mal etwas darunter, gewisse Aufschwünge lässt man rechts liegen und quert auf einer Höhe. Immer wieder entdecke ich wunderschöne Pflanzen und Blumen, ein Festmahl für Botaniker vermute ich.
Nach dem Stieregrat folgt das Herzstück der Route, es wird etwas spannender: fester, rauher Kalkfels versperrt den Weiterweg. Beim genauen Hinschauen entpuppt sich der Abschnitt als willkommene Kraxlpassage, nie wirklich zum Klettern, aber es darf Hand angelegt werden. Am schönsten ist die 5m Messers Schneide. Sie erinnert mich an das "Brotmesser" in der Pilatus-Region. Herrlich! Keine Angst, auch diese Passage löst sich gutmütig auf. Auf der linken Seite gibt es Tritte, man muss also nicht zwangsläufig im Reitersitz darüber rutschen.
Auch der Aufschwung vom Pass zur Kaiseregg hinauf löst sich in Wohlgefallen auf. Durchgängig darf man Trittspuren folgen, bis man schliesslich vorm Gipfelkreuz steht. Die Aussicht reicht weit von hier, ein schöner Aussichtsberg! Der Abstieg auf markiertem Wanderweg zum Walopsee zurück gestaltet anspruchsvoller als gedacht. Holprig. Im Bereich der Kaisereggalp gibt es Wasser, welche die Tränke speist. Auch wenn auf der Wanderkarte der Weg als Karrendes eingetragen ist, stellt euch auf einen zweispurigen Singletrail ein. Kurzer Gegenanstieg beim See, dann folgt das Negativ-Highlight der Tour: der Abstieg zum Parkplatz über den steilen, schottrigen Weg. Hier ist echt nochmal volle Konzentration gefragt, was nach mehreren Stunden im "weglosen" Gelände gar nicht so einfach ist...
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