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Val Ferret, Courmayeur: Parete dei Titani, Vénice ou bien Venise

Der Topoguide Band 3 versprach eine 5 Sterne Route. "Da kann man nicht viel falsch machen", war unsere Devise und wir zogen gleich am ersten Tag unserer Ferienwoche in Courmayeur los ins Val Ferret. Leider hatten wir nicht bedacht, dass noch Ferragosta und damit Hochbetrieb im idyllischen Val Ferret sein würde. Die Strasse bis nach Arp Nouva war jedenfalls gesperrt ab Lavarchey, 40 Minuten zusätzlicher, strammer Fussmarsch auf einer wenig erquickenden Asphaltstrasse standen uns also bevor. (Es verkehren auch Busse ins Val Ferret). Dafür entschädigt die prächtige Landschaft am Fusse der Grands Jorasses. Und nachdem die Strasse flach das Tal hinein führt, sahen wir den Fussmarsch eher als Aufwärmen und Plauderstunde an. 

 

Beim Zustieg kommt man bereits an Kletterfelsen vorbei, einem Klettergarten und einem weiteren, der mittels Tafel signalisiert ist. Über die Moräne gewinnt man schnell Höhe und die Parete dei Titani, die eher unscheinbar unter der beeindruckenden Landschaft wirkt, rückt rasch näher. Wir sind alleine an der Wand, eine Seilschaft in einer der Génépy-Routen etwas unterhalb, eine in der 6x4 oberhalb. Dass es trotz der Ferien, der 5-Sterne-Qualität und der leichten Erreichbarkeit und guten Absicherung der Routen hier so überschaubar zugeht, hätte ich nicht vermutet. Nun gut, uns soll es recht sein.

 

Die erste Seillänge, eine 6b, erfordert gleich zu Anfang und gegen Ende ein paar beherzte Moves, meine Arme sind jedenfalls gepumpt als ich den Standplatz erreiche. Ein herber Auftakt, aber schön. Alternativ über die linke Route "ahi-ahii-ahiii" und deren elegante Schuppe. Ist vermutlich aber auch nicht weniger kräftig;-). Es folgen genussvolle Seillängen über plattigen, aber immer gut strukturierten Fels. Reibungsklettern à la Grimsel wird nicht gefordert. Die Verschneidung der dritten Seillänge löst sich herrlich auf und obwohl es ab und an nach "Gemüse" aussieht, folgt die Route aber dem besten Fels und man tangiert noch nicht mal einen grasigen Flecken.

 

Nach dem Grasband in der Hälfte der Wand, steilt die Route auf. Die folgende Seillänge (Schlüsselseillänge) erfordert ein präzises Anstehen und gute Gleichgewichtsmoves. Fast wäre ich rausgeflogen, in letzter Sekunde traue ich mich einbeinig auf dem kleinen Tritt vor mir aufzustehen, in den Händen: niente. Steile Henkel und eine Verschneidung folgen, immer wieder überraschen elegante Moves und schöne Griffformen. Und auch die letzte leichte Seillänge bereitet noch Freude, weiche, runde Strukturen im geneigten Fels, herrlich. Schade, dass die Tour nicht auf einem schönen Gipfel endet, verdient hätte sie es. Dafür gibt es eine rasante Abseilfahrt. Mit unseren 60m Zwillingsseilen hängen wir die Seillängen zusammen und seilen jeweils über 60m ab. Nur einmal verschätze ich mich und muss mich 3m über dem nahenden Stand mitten in die Wand hängen. Hari nimmt mich anschliessend mit und wir setzen unser Abseilmanöver fort. Bereits nach 40 Minuten erreichen wir wieder sicheren Boden. Es lohnt sich also bei dieser Route lange Seile mitzutragen!!!

 

Facts:

Parete dei Titani, "Vénus ou bien Venise", 6b+/11SL

  • Sehr gut abgesichert, keine mobilen Sicherungsmittel nötig
  • 2x60m Seile
  • wunderschöne, sonnige Plaisirroute von M.Piola in einer traumhaften Landschaft mit angenehmen Zustieg
  • laut Hotelauskunft darf im Val Ferret hinten in Arp Nouva nicht parkiert werden. Auch ausserhalb der Hauptsaison nicht. Hineinfahren darf man anscheinend schon...

 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschafterin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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