Wandkletterei statt Sintergepumpe
Klettern auf dem spanischen Festland war bisher eine weisse Landkarte für mich. Dabei habe ich durchaus zahllose, klingende Routennamen im Ohr, weiss um die Dichte der weltbekannten Top-Klettergebiete und der mit einhergehenden Ansammlung sackstarker Kletterer, die dem Winter hierzulande entfliehen. Doch vielleicht gerade deswegen stand Spanien bisher nicht auf meiner Agenda. Ich liebe den Winter mit seinen Möglichkeiten einfach zu sehr. Doch dieses Jahr ist anders, Schneearmut bestimmt unsere Freizeitaktivitäten und ich greife immer öfter zum Kletterseil statt zu den Ski. Warum also nicht eine Woche in den Süden? Warmen Fels unter den Fingern spüren?
Für gewöhnlich bevorzuge ich steile, athletische Kletterei, auch wenn mir technische Routen an senkrechten, leicht überhängenden Wänden mehr gefallen. Siurana hat genau dies zu bieten: Wandkletterei in Hülle und Fülle, an gelbem Fels, an grauem Fels, an roten Strukturen. Ein Meer aus Leisten und Kanten, aber auch Löchern, Dellen und Rissen. Nur dieses steile Henkelgeturne und Sintergepumpe findet man weniger bzw. nicht. Dafür braucht man starke Finger, kräftige Unterarme und eine gute Vorstiegsmoral. Nicht selten muss die Crux obligatorisch geklettert werden. Sportklettern halt. Die Betonung liegt auf Sport.
sonnenverwöhnte Sektoren
Can Toni Gros i Can Te la Foto
Eindruck: Gut zum starten und gewöhnen an den Fels und die Absicherung. Gefühlsmässig eher einer der Sektoren mit nicht zu hart bewerteten Routen. Empfehlung: Jugant amb foc 7a
l'Herbolari
Eindruck: Viele Routen über graue Platten, aber auch ein paar tolle steile Routen. Bei uns war ziemlich viel los. Tipp: Cojón prieto 7a, die Kingline im Gebiet.
Recingle del Titi (Sandstein)
Eindruck: Wow, das sieht einfach nur geil aus. Leider klettert sich der Sandstein eher gewöhnungsbedürftig und die weite Absicherung trägt nicht gerade zum Wohlgefühl hinzu. Wer es drauf hat und eine solide Vorstiegsmoral mitbringt, sollte sich zumindest eine Route hier nicht entgehen lassen. Ich bin diese hier geklettert: L‘artista perdut 7a (ein Klippstick würde nicht schaden, sofern man ihn hat)
Siuranella Central
Eindruck: Ein fantastischer Wandriegel mit besonders schöner Lage. Man bewegt sich auf einem Band, das aber so breit ist, dass man nicht das Gefühl hat, alles vor Absturz befestigen zu müssen. Durch die südseitige Lage brennt die Sonne hier mächtig rein, allerdings weht am Eck auch meistens ein kühles Lüftchen...Die Felsqualität ist überragend, sehr zu empfehlen die Platte "Kun" (7a).
El Didot und Corral Nou
Eindruck: Im El Didot gibt es hübsche "einfachere" Routen zum Einklettern, im Corral Nou muss dann schon kräftig zugepackt werden. Ausserdem ist die Absicherung nicht immer grad so, wie man sie sich wünscht. Ich mag mich erinnern eine Express hängengelassen zu haben, weil mir der Abstand zu weit war (für mein Kletterniveau mit Gefahr auf einem Podest zu landen).
La Reina Mora
Eindruck: Puh, das sieht schwierig und steil aus. Aber beim genaueren Hinschauen entdeckten wir dann doch ein paar Perlen, die in unserem Kletterniveau lagen., z.B. die sehr lange "Els joves de la llum" 6c oder die Perigeo 7a. Hier wird es richtig heiss, eignet sich sehr, wenn es eher windig oder kalt ist.
Grau dels massests - cami /abaix
Eindruck: Der Sektor Cami bietet ansprechende, leichtere Routen in sehr schönem Fels. Der Sektor abaix ist nur für die stärkere Fraktion, hier gibt es viele Wandklettereien ab 7a, manchmal auch mit delikaten Steilplattenstellen. Beide Sektoren liegen nicht beieinander.
El Pati
Leider ist unsere Kletterwoche schon vorbei, einen Besuch haben wir dem Topsektor mit den Hardcore Routen aber zumindest zum "Gusto" holen abgestattet.
weitere Eindrücke und Infos
Unsere Unterkunft war das La Vileta, praktisch gelegen in Cornudella, so dass man jeden Abend zu Fuss im Örtchen Essen gehen kann. Parkplatz am Haus. Die Unterkunft bietet ein Apartment für bis zu 7 Personen und mehrere Doppelzimmer mit gemeinsamer Küche.
In Cornudella gibt es einen Klettershop mit angrenzendem Barbetrieb. Leckere Pizzen, feine Biere und natürlich jede Menge Gleichgesinnte trifft man hier. Kulinarisch stellt Cornudella nicht gerade ein Highlight da, es lohnt sich also auch mal zuhause am Abend zu kochen, wenn man sich nicht täglich von Pizza, Burger, Patatas oder Tapas ernähren möchte.
An einem Rasttag lohnt es sich einen Ausflug nach Tarragona zu machen, ein nettes Städtchen am Meer mit einer hübschen Altstadt:
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