Ich verbinde mit dem Sanetsch eines der besten Klettergebiete. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: kurzer, unkomplizierter Zustieg, gepaart mit einer Vielfalt an Routen mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen und einer wunderbaren Landschaft. Dass die Strasse dort hinaufführt, stört wenig. Sie ist nicht massenhaft befahren wie an anderen namhaften Schweizer Pässen. Ausserdem liebe ich die südseitige Lage, es weht stets ein Lüftchen in den Wänden, so dass es selbst im Hochsommer selten zu warm ist. Ok, eine 7b-Platte muss es dann vielleicht nicht gerade sein ;-) und natürlich die bombastische Felsqualität. Wer hier zum ersten Mal klettert, braucht eventuell etwas Eingewöhnungszeit und sollte mit den Plaisirrouten im Sektor Hara beginnen, denn die extrem rauhen, wasserzerfressenen Platten erfordern solide Fusstechnik und ein Vertrauen in die Fussarbeit. Doch bereits nach wenigen Seillängen sollte man sich daran gewöhnt haben und dann kommt richtig viel Freude auf! In diesem Sektor beschränken sich die Schwierigkeiten meist auch auf eine Einzelstelle mit guter Absicherung. Ein weiteres Plus: man steigt gemütlich ab und kann zuvor am Ausstieg im Grünen mit herrlicher Weitsicht in die Walliser Alpen grasen - ähhh, die Jause verzehren;-)
In den schwierigeren Routen weiter links in der grossen Wand muss deutlich engagierter geklettert werden, die Bewertung ist deutlich härter bzw. fühlt es sich so an, weil beherzter über den Bolts geklettert werden muss. Ein paar ältere Testpiece der Remys warten dort, die im onsight-Modus vermutlich wirklich schwierig für den Grad zu durchsteigen sind. Mittlerweile bin ich "Follomi", "la vita e bella", "douce violence" und diese drei nachfolgenden Routen geklettert. Mit Abstand die anspruchsvollste war "douce violence", obwohl sie von der Bewertung her (6c) gleich schwierig sein sollte, wie alle anderen...ihr werdet aber gleich schon in der ersten Seillänge den Unterschied merken, hier muss richtig beherzt weggeklettert werden. Der Plaisircharakter der anderen Routen ist bereits auf den ersten Metern in der "douce violence" passé.
Was gibt es sonst noch zu berichten bzw. Wissenswertes?
Beachtet die Betriebszeiten von der Sanetschseilbahn, wenn ihr das Gebiet von Norden kommend erreichen wollt. An schönen Sommerwochenenden braucht es eine Reservierung für die Talfahrt, die man direkt vor Ort an der Bergstation von einem Mitarbeitenden erhält. Allerdings kann man die Wartezeit komot im benachbarten Restaurant Ta Cave mit gemütlicher Terrasse überbrücken. Zu empfehlen sind ein kühles Bier mit Apéro-Plättli;-)
Zustieg von der Seilbahnstation bis zum Fels ca.45min
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