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Mallorca - Rennveloferien im Tramuntana Gebirge

Das Meer begleitet als Konstante das Leben und Trainieren auf Mallorcas Nordwestküste. Sei es die legendäre Küstenstrasse zwischen dem Cap Formentor im Norden und Sant Elm im Süden, wo man zwar nie in greifbarer Nähe zum Meer fährt, die Brandung aber stets hört und den Blick unentwegt auf steile Klippen richtet. Oder sei es, weil ein Grossteil der vorzüglichen Küche der Restaurants exzellente Fisch- und Meeresfrüchtegerichte auf der Speisekarte bietet. Und wer dann noch sein Basecamp, wie wir, in einem Hotel nur wenige Meter vom Meer entfernt in Port de Sôller aufschlägt, bekommt auch nachts noch eine doppelte Ladung Meeresrauschen in die Ohren oder darf den Tag mit einem aktivierenden, morgendlichen Schwumm beginnen.

 

Diese Meereseinleitung will heissen: Mallorca fühlt sich nach Ferien an, weniger nach Trainingslager. So ähnlich wie für Kletterer Kalymnos ist, muss sich für Rennvelofahrer das balearische Kleinod Mallorca anfühlen. Inselfeeling. Irgendwie speziell. Die Kehrseite dieser Medaille: Massentourismus, sogar mit Velosport, zumindest im April. Ja, richtig gehört, Mallorca schafft es irgendwie aus und mit allem zum weltweiten Hot Spot zu werden: bekannt für den "Ballermann", bekannt für DWS (Deep Water Soloing = Klettern an den Klippen über dem Meer ohne Seil. Bei einem Sturz taucht der Kletterer ins Meer ein) und eben auch bekannt unter Velofahrern. Viele Rennvelofahrer eröffnen hier im Frühling so richtig ihre Saison, mit Höhenmetern und gleichzeitig viel Genuss. Die Infrastruktur könnte nicht besser sein, es gibt unzählige Veloverleihstationen, Velohotels, Velocafés, Veloshops,...alles Velo oder was? Durchaus.

 

Aus diesem Grund zog es uns auf die etwas ruhigere Nordwestküste, wo wir mit Port de Soller zwar einen Ferienort, aber keinen Spot für Massentourismus aussuchten. Sogar zwei Veloanmietstationen gibt es, Kilometro Cero (Colnago, Pinarello, https://www.kilometrocero-mallorca.com/) und Tramuntana Tours (Canyon). Bei ersterem mieteten wir für 9 Tage ein lässiges Colnago V4RS, nicht günstig, aber mit super Service! (Danke Boris!).

Pleiten, Pech und Pannen

Irgendwann ist immer das erste Mal. Diesmal traf es mich mit einem üblen Crash. Von Glück kann ich reden, weil nichts Gröberes passiert ist, als grosse Schürfwunden und ein Ellbogen, der genäht werden musste. Doch mental war erst mal der Saft raus und die Euphorie für speedige Abfahrten gedämpft. Da sich der Sturz gleich am zweiten Tag nach 13 Kilometern auf der kurvigen Abfahrt vom Col de Soller ereignete und wir für diesen Tag die längste Fahrt der Ferien eingeplant hatten, gestaltete sich der Ausflug mit einigen Zusatzmanövern und mit kräftig auf die Zähne beissen. Die Tour de Malle hatte für mich bereits am Vortag begonnen. Mit Semikompakt und 30er Kassette war Kraft am Berg angesagt, nun zusätzlich noch mit brennenden Blessuren. Tourfeeling halt ;-)

 

Wissenswertes: Falls ihr auch mal medizinische Hilfe in Port de Soller in Anspruch nehmen müsst: es gibt dort ein kleines medizinisches Zentrum in der Nähe vom Kilometro Cero Velogeschäft. Der diensthabende Arzt war am Abend, als wir von der Tour zurückkamen, bereits im Feierabend. Reiste aber extra von Palma für mich an (Notfalldienst), um mir im Hotelzimmer den Ellbogen zu nähen, wo eine klaffende Wunde nicht bluten aufhören wollte. Und auch für die Nachbetreuung konnte ich das medizinische Zentrum noch mehrfach nutzen. Gut zu wissen für das nächste mal...

 

Was wir aus diesem Crash gelernt haben: Eine Binde mit Wundauflage führen wir ab jetzt IMMER im Trikot mit!!!

 

Es gibt nämlich nichts blöderes, als sich oder anderen nicht helfen zu können. Im Bergsport hat man immer ein erste Hilfe Päckchen dabei, beim Velofahren Fehlanzeige. Von den 50 Velofahrern, die mich in der Crash-Kurve passierten, hatte kein Einziger Verbandszeug oder wenigstens ein Pflaster dabei. Mein Ellbogen tropfte derweil munter weiter. Schliesslich half mir durch den ersten Moment eine alte Sandwich-Serviette von einem Deutschen, der mir seine Hilfe anbot, während Hari unterwegs zum Pass zurück war, wo eine kleine Beiz notfallmässig mit Wundauflagen und Verbandszeug aushelfen konnte. So windschnittig diese Lycra Shirts und Shorts auch sind, sie taugen nichts im Notfall. Blut können sie jedenfalls nicht aufsaugen. Maximal noch eine schweissdurchtränkte, müffelnde Socke ;-)

Dolce Vita auf Mallorca

Nun aber wieder zu den schönen Dingen des Lebens. Der Kulinarik zum Beispiel. Hier habe ich einige Tipps für euch auf Lager. Prinzipiell gilt für Mallorca, dass man sich um die Energiezufuhr während den Veloausflügen keine Sorgen machen sollte. Durch die touristisch fast übererschlossene Infrastruktur gibt es in jedem Dorf zumindest ein Café oder Kiosk, wenn nicht sogar mehrere zur Auswahl. Verhungern und Verdursten wird man auf den Strassen im Tramuntana Gebirge also kaum. Wir hatten ausser einem Bidon mit einer Mineralstofftablette nie etwas dabei und legten lieber Stopps ein. Sei es für ein Mittagessen oder nur für Kaffe und Kuchen oder auch mal nur eine eiskalte Cola.

 

Wer es nach Sant Elm auf seiner Küstensafari schafft, sollte unbedingt in einem der Restaurants auf der Terrasse mit Blick über die türkisfarben schillernde Bucht ein Glas Weisswein mit einem Fischgericht geniessen. Die weissen Gebäude in Kombination mit den schicken, authentischen  Restaurants versprühen einen Hauch bezahlbaren Luxus-Charme. Danach hast du wieder genügend Kraft um es zumindest bis auf Andratx zu schaffen, von wo mit dem Bus nach Palma zum Busbahnhof zurückgefahren werden kann.

 

A apropos Bus. Die TIB Busse nehmen in der Regel Fahrräder mit, allerdings je nach Busmodell unterschiedlicher Art. in den Niederflurbussen gibt es Platz für 2 Velos, welche an einer Vorrichtung im Innenraum aufgehangen werden. Mit diesem System würde ich auch mein eigenes Velo transportieren lassen. Zum Beispiel auf der Strecke Palma - Port de Soller. Von Port Pollenca zurück nach Palma mussten wir allerdings unsere Velos unten in den Gepäckfächern des Reisecars reinlegen. Das würde ich meinem eigenen Velo wohl eher nicht antun, beim Leihvelo vertretbar. Der Velotransport kostet nichts, Fahrkarten kann man online beziehen oder mit Kreditkarte im Bus zahlen. Das Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln funktioniert wunderbar auf Mallorca und ist preisgünstig. Zu beachten gilt, dass man kein Anrecht auf Transport hat, wenn der Bus voll ist, ist er voll. Da vom Velotransport aber kaum Gebrauch gemacht wird, hatten wir nie Probleme (oder immer Glück?).

 

Nach dem wunderschönen Strässchen, welches sich von Andratx nach Es Capdellà schlängelt, erreicht man auf der linken Seite am Eingang des Ortes das Restaurant Bar Nou, hier gibt es warme Küche bis 16:30Uhr. 

 

Auf der Orient Tour empfiehlt sich ein Stopp im schön gelegenen Restaurant Es Freu d'Orient. Der Asphalt über das Col d'Honor ist zwar mangelhaft, die verkehrsarme Strasse, welche Alaro und Bunyola verbindet, erfreut sich trotzdem grosser Beliebtheit unter den Velofahrern.

 

Entlang der Küstenstrasse empfehlen sich Stopps in Estellencs in der Cafeteria/Restaurante Vall Hermos auf der grossen Terrasse mit Meerblick. Lohnend ist auch ein Abstecher nach Port de Valldemossa, die schmale Strasse mit vielen steilen Höhenmetern hinab in die ruhige Bucht ist noch speziell. Unten angekommen kann man sich vor der Auffahrt im Restaurant Es Port de Valldemossa stärken.

 

Bei der Shell-Tankstelle in der Nähe der grossen Abzweigung, welche von Deia kommend links nach Valldemossa und rechts der Küstenstrasse entlang weiterführt, versteckt sich ein nettes Café namens Restaurante S'Estaca. Hier haben wir zusammen mit einigen anderen Velofahrern einen Regenschauer bei vorzüglichem Cappuccino und Kuchen ausgesessen.

 

Deia ist ein wunderbares Örtchen, wir haben aufgrund der Nähe zu Port de Soller aber nie einen Halt eingelegt, ich kann daher keine Empfehlung aussprechen. Dafür bei uns in Port de Soller unser Hotelrestaurant S'Amfora und das Restaurante Es Canyis und im Beach House Port de Soller gibt es feines Gelati, nebenan ist das Reynes Cycling Café.

 

Anstellen heisst es beim Kiosk bei der Abzweigung zum Coll des Reis (Sa Calobra), ein Halt lohnt sich durchaus. Im Liegestuhl Platz nehmend, die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und dem Spektakel zuschauen ist durchaus amüsant. Unten in der Sa Calobra Bucht gibt es mehrere Touristen-Restaurants zur Auswahl. Nichts spezielles, aber Hauptsache es gibt ein kühles Cola;-). Gleiches Spiel bei der Repsol Tankstelle Lluc. Sehen und gesehen werden...

 

Traumrouten

Monaber/Orient/Coll de Soller

100Km/2000Hm

abwechslungsreicher Loop mit dem längsten Anstieg gleich zu Beginn und einer anschliessend flowigen Abfahrt. Die zahlreichen Haarnadelkurven des Coll de Soller sind legendär, aber Achtung!

Tramuntana Südwest

130Km/2600Hm

Eine flowige Küstenstrasse und unzählige Coll's kennzeichnen diese Route in Form einer 8. Zwischendurch hübsche Ortschaften und zum Auftakt die Haarnadelkurven des Coll de Soller.

 

Sa Calobra

70Km/2100Hm

Klassiker und MUST DO unter den Mallorca Touren. Hier bist du garantiert NIE alleine! Durchschnittlich 7% Steigung auf 9,5Km und 660Hm, die Sa Calobra Strasse ist giftig. Dies ist das STRAVA-Segment 


Port Valldemossa

65Km/1500Hm

So ähnlich wie die Sa Calobra, nur noch schmäler, etwas ruhiger, der Asphalt noch schlechter. Dafür nur halb so lang;-). Schöner Loop zusammen mit dem Coll de Soller.

 

Cap Formentor

100Km/2100Hm

Ein weiteres MUST DO! Einmalig schlängelt sich die Strasse bis zum äussersten Zipfel hinaus. Die Kehrseite der Medaille: hier heisst es anstellen! Wunderschön auch die lange Abfahrt nach Pollenca.

Sa Tuent

80Km/2300Hm

Wer die Sa Calobra bereits kennt, kann auch nebenan die Sa Tuent Bucht besuchen. Die Strasse macht Freude und die Bucht ist wunderschön. Deutlich weniger besucht!

 


Sant Elm/Cala Fornells

100Km/2000Hm

Türkisblaue Buchten und das Meer als ständiger Begleiter. Die Tour entlang der Küste bis Sant Elm lässt Ferienfeeling aufkommen. Der kleine Loop über Es Capdellà ist fakultativ, aber lohnend!

Fornalutx

20Km/400Hm

Wer noch nicht genug rund um Port de Soller gesehen hat, kann diesen Sightseeing Loop durch Orangenbäume und das malerische Örtchen Fornalutx einbauen.


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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschafterin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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