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Kletterferien in Lecco

Jedes Jahr aufs Neue verschlägt es die Klettergemeinschaft im Mai Richtung Süden. Tessin, Finale, Arco...und steht dann im Gotthardstau. Wir zogen dem Trubel entspanntes cruisen über den Splügenpass und Klettern rund um Lecco vor, wo wir auf das italienische "dolce vita" Leben genauso wenig verzichten mussten. Spontan ein nettes Ferienhäuschen in Introbio gemietet, was den Vorteil hat, dass wir in der Nähe der Kletterfelsen unser Basecamp aufschlagen konnten, wenn auch ohne Seeblick und Flanieren am schönen Lago di Como. Introbio erweist sich auch in anderen Belangen als optimaler Ausgangspunkt, finden sich doch Restaurants, Supermarkt (Supermercato Valmarket - Pasturo), Bäckerei (Pasticceria Il Glicine - Pasturo) und eine Bar (The Brew House) für frischgezapftes IPA-Bier in wenigen Kilometern Umkreis zu unserer Unterkunft.

 

4 Gebiete unterschiedlichen Charakters

Masone

Masone versteckt sich gut im Wald auf 1200m oberhalb der Talstation der Funivia Piani di Bobbio. Trotzdem ist der steile Felsgürtel nicht schattig und erhält durch seine südseitige Exposition ziemlich viel Sonne. Der Zustieg auf einem guten Wanderweg beträgt 45 Minuten, es gilt einige Höhenmeter zu vernichten. Als Belohnung wird man mit einem Top-Gebiet beschert, welches nicht überlaufen ist. Die Felsqualität ist ausgezeichnet und abwechslungsreich. Von plattig bis athletisch überhängend, von 6a+ bis 9a wird so ziemlich alles geboten. Der Wandfuss ist grossteils bequem, wenn auch nicht gänzlich komfortabel. Die von uns gekletterten Routen sind eher hart für den Schwierigkeitsgrad mit bouldrigen Passagen. Der Fels ist rauh und noch nicht abgespeckt, die Absicherung vorzüglich.

 

A te per me (7a): zunächst anspruchsvolle Wandkletterei, dann fantastische Plattenkletterei

lo strano amplesso del panda (6a+): hübscher Warm-up 

Simpaty (6b+): Bouldermove Crux, der Rest flowig

la danza dei sospiri (7b): bereits die untere Platte ist giftig, das Finale oben in der kompakten Wand anhaltend hart

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Erna

Erna ist eines der klassischen Gebiete von Lecco. Der Kletterführer spricht dann auch bereits von den ersten Routen aus dem Jahre 1987, u.a. der Danza Verticale, einer 8a "old-school" Steilplattenkletterei. Der graue Fels an der 25m hohen Placca Delle Sorprese ist erster Güte, eine gute Mischung aus feingriffiger Wandkletterei gemischt mit sintrigen Strukturen. Dazu gesellt sich ein gemütlicher Wandfuss, der Zustieg mit 30 Minuten durchaus überschaubar. Im Frühling bleiben einige Routen nach ergiebigen Regenfällen länger nass. Wir waren deshalb in unserer Auswahl der Routen etwas eingeschränkt, aber irgendwas Kletterbares findet sich immer.

Durch die westseitige Ausrichtung kann man in Erna am Vormittag im Schatten klettern, die Absicherung ist super, Kletterherz was willst du mehr? Obwohl das Gebiet alt ist, geht es mit dem Speckigkeitsgrad; der Fels wehrt sich ziemlich gut vor übermässigem Abrieb der Kletterschuhe und Abdrücken magnesiaübersähter Patschhände. Einziger Wermutstropfen, die Routen sind alles andere als geschenkt. Aber wir klettern ja nicht für Schwierigkeitsgrade, sondern der Ästhetik wegen, der Schönheit der Kletterbewegungen und Felsstrukturen. Und davon gibt es dort mehr als genug. Lasst uns also tanzen...;-)

 

 

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Il Ballabiot

Ein Gebiet neueren Datums, dazu eher athletischer Hallenkletterstyle, nordwestseitige und damit schattige Ausrichtung, kurzer Zustieg, super Absicherung und ein Routenangebot in den mittleren Schwierigkeitsgraden. Kein Wunder also, dass wir an unserem letzten Klettertag, nach 3 Tagen mehr oder weniger allein am Fels, uns fast in der Kletterhalle wiederfinden. Es ist Sonntag, alles Italiener am Fels, jede Route belegt. Nur ein Bereich scheint noch unangetastet, ok, er ist der zentrale steile Wandabschnitt im Zentrum, aber auch der interessanteste. Wir stellen unsere Rucksäcke ab, legen das Seil aus. Dann mal los mit einem Warm-up der etwas härteren Gangart inklusive Getuschel der benachbarten Seilschaften, die etwas ungläubig ob unserer rabiaten Aufwärmstrategie ihre Augen kaum noch von unserem Team lassen können. Im Nu sind wir hier die Attraktion, die drei deutschsprachigen Mädels mit den Muckis. Die Art der Kletterei spielt meinem Stil voll in die Karten und für einmal geniesse ich den Abschlusstag mit einigen flashs und onsights, (was dem Ego nach dem gestrigen Tag in Erna zu gute kommt;-)).

 

Empfehlungen:

Rampega e tass 6c+: Henkeltour mit einem Cruxmove

Marelot 6c+: Powerendurance Start, dann Genussklettern bis zum Stand

Fa bala l'oeucc 7a

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Muro del Pianto

Am Zucco dell'Angelone bei der Talstation der Funivia Piani di Bobbio reihen sich Sektoren an Sektoren. Ein bequemer Pfad leitet von einem zum nächsten, wobei die Muro del Pianto im hintersten Teil zusammen mit der Placca del Pistolino liegt. Somit lassen sich an einem Klettertag auch mehrere Sektoren besuchen, falls es einem zu voll wird oder man den Kletterstil wechseln möchte. Die Kombi aus Muro del Pianto, welche Wandkletterei an kleinen Leisten und Routen im Bereich 7a-7b+ beherbergt und der geneigten Placca del Pistolino, die zwischen 3a und 6a typische Plattenkletterei erfordert, empfiehlt sich für ungleiche Seilschaften oder Familien.

 

Diese 6a (Iritmi di Onan) Platte lässt fast schon Grimsel-Feeling aufkommen. Für die Hände nix, Fussarbeit ist das Mass aller Dinge. Sehr hübsch.

 

Unscheinbar, aber fantastisch zu klettern: Zodiaco 6b+

In der Puschin 7a heisst es Leisten krallen.

 

Die Placca del Pistolino ist der Sonne stark ausgesetzt und trocknet schnell ab nach Regen, die Muro del Pianto bleibt noch etwas länger im Schatten. Ausserdem ist der Fels überhängender als man meint, einen kurzen Regenspritzer konnten wir hier überdauern. 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschafterin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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