Zugegeben, die 5 Seillängen bis 7a der Rémy-Route Damned sind nicht das Highlight am Sanetsch. Doch wer vieles schon kennt, einen kurzen Zustieg sucht und das sonnige Ambiente hoch über dem türkisfarbenen Lac de Sénin liebt, wird zumindest mit drei Seillängen fantastischer Kletterei hier fündig werden. Seillänge 1 und 2 sind als Zustieg zu werten zu dem Sahnehäubchen, das folgt. Magere Felsqualität und eine wacklige, obligatorische Sequenz sollten dich auf der ersten 6c-Länge nicht abschrecken. Die dritte Seillänge mit der 7a-Crux klettert sich dafür fast schon "locker vom Hocker" im Verhältnis. Zunächst steil, griffig und scharf wasserzerfressen geht sie in einen delikaten Quergang über, der sich aber perfekt auflöst, mit den Griffen und Tritten genau am richtigen Platz, wie geschraubt, einfach genial. Die Felsqualität bleibt so bombastisch für die beiden Seillängen im Grad 6b+ und 6b, sicherlich nicht trivial zu lesen, doch mit einer soliden Stehtechnik gut zu meistern. Die athletische Sequenz in der vierten Seillänge wird dich begeistern, go for it! Und wieder habe ich das Gefühl: "wie geschraubt!", Mutter Natur weiss uns zu begeistern und die Rémys hatten hier ein gutes Gespür diese Sequenzen einzubohren. Weniger gut gelungen ist ein Runout in der letzten Länge kurz vor dem Stand am Grat. Zwar nur mit 6b bewertet, aber nicht easy zu lesen. Wem hier die Nerven durchbrennen, macht einen unschönen Abgang. Doch das kennen wir bereits aus vielen anderen Routen am Sanetsch. Irgendetwas gibt es immer zu bekritteln. Mein Lieblingsgebiet bezüglich Gesamtpaket aus Felsqualität/Ambiente/Aufwand, doch verschweigen sollte man nicht, dass trotz Sanierung viel Schrott in den grossen Wandfluchten steckt und die Haken nicht immer mit Verstand gesetzt wurden.
Sanetsch, Dam: Damned (1986, saniert 2017). 5 SL, 7a (6b obl.). Remys
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