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Buufal: Probiers mal

Buufal - ein ruhiges Fleckchen Erde unweit von zuhause. Sonnenverwöhnt und mit bester Felsqualität gesegnet, kurzer Zustieg. Da frägt man sich als Unwissender vielleicht zu recht: warum es nicht mehr Andrang hat? Ich kann es mir nur mit der brutal harten Bewertung erklären und den mitunter nicht ganz im Kletterhallenstyle platzierten Bolts und Klebehaken. Auch für mich gilt bei diesem Liebhabergebiet Liebe auf den zweiten Blick. Als ich vor vielen Jahren das erste Mal Hand an den scharfen Tropflöchern der Farfallina (die meist begangene und auch "einfachste" lohnende Route der Wand) anlegte, geriet ich bereits am Anfang der Route ins Stocken. Die feingriffig-trittige Kletterei in Kombination mit den mir für mein damaliges Niveau gefühlt zu weiten Abständen der Klebehaken, zwang mich zur Umkehr. Wir kletterten dann über den Einstieg der Stärnstund in die Farfallina. Und auch hier geriet ich ins Stocken, wenngleich ich die 6a+ Seillänge managte. In Erinnerung geblieben sind mir weiters die Ausgesetztheit und die konstante Steilheit, was ich mir in diesem Schwierigkeitsgrad bisher nicht gewohnt war. Ein eindrückliches Unterfangen. Und doch setzte sich fest, dass ich hierher zurückkehren wollte, die Tropflochkletterei gefiel mir.

 

Seit dem beschriebenen Auftakt bin ich die Farfallina zwei weitere Male geklettert, zusätzlich noch Miracolina, Rock Shox und nun sollte es ein Schnuppern in der Probiers mal  werden. Schnuppern deswegen, weil mir Michael berichtete, dass er dazumal in der letzten Länge (7b) umdrehen musste. Er fand keine Lösung für die Crux-Sequenz. Da die Route erst weiter oben beginnt, wählen wir den Einstieg über die erste SL der Miracolina. Ein ziemliches Brett im Buufal Grad 6c+ (könnte locker leicht 7a+ sein!). Und auch diesmal gelingt mir die Länge nicht auf Anhieb. Eine bouldrige Abfolge von schlechten Griffen und unpassenden Tritten. Noch eine kurze Übergangslänge zum Start der Probiers mal. Es kann losgehen, aufgewärmt sind wir, auch mental. Meine Abgänge in der Startlänge der Miracolina waren bereits eine gute Vorbereitung. In typischer Buufal Manier nimmt die erste 7a+ Länge und das Drama seinen Lauf. Anhaltend technische Wandkletterei. Immer unübersichtlich. Immer zum Blocken, Suchen, Finger einsortieren. Und das alles mit gehörigen Runouts. Eine Passage will mir nicht recht souverän gelingen und ich fürchte den Sturz, der an dieser Stelle wegen der Positionierung des Klebehakens (unter dem Bauch) unangenehm hart ausfällt. Nach der zweiten Detonation will ich schon das Handtuch schmeissen, raffe mich aber noch für einen dritten "alles oder nichts"-Versuch auf, da ich eine Option noch nicht ausgetestet habe. Diesmal ist sie zielführend und ich kann den nächsten Haken klinken. Block. Durchatmen. Weiter als bis zu diesem Haken hatte ich noch nicht gedacht. Ich brauchte eine mentale Verschnaufpause.

 

Wir teilen uns den Stand mit der Farfallina an der Kante. Es folgt die athletischste der drei Seillängen. Und wieder frägt man sich, warum der Schlaghaken mit Angstschlinge belassen wurde, genau an der Stelle, wo ein Abgang gefährlich wäre. Die Kletterei ist hier alles andere als trivial, wer sie vermasselt, macht bei einem Riss der dünnen Schlinge einen Grounder in den Stand und kollidiert mit seinem Sicherungspartner. Nunja, wir sind im Alpinen, Gehirn anschalten ist also angesagt trotz ansonsten nahtloser Klebehakenabsicherung der Route. Die Seillänge taugt mir im Nachstieg, ich kann die weiten Züge gut aneinanderreihen, dafür rutscht mir in der abschliessenden, sehr technischen Traverse der Fuss. Das Nachstiegs-Flash ist vergeigt. Wechsel der Seilenden, ich bin wieder an der Reihe mit Vorsteigen. Die längste und nominell schwierigste Länge (7b) steht bevor. Kaum hineingestartet, muss ich schon wieder passen. Die komplexen Abfolgen überfordern meinen Prozessor. Ein endloses Geschiebe um Zentimeter zu gewinnen, beginnt. Griffe und Tritte sind nicht auf Anhieb auszumachen, das macht es so diffizil im Onsight-Modus. An bereits zu Anfang des Texts erwähntem Umkehrpunkt von Michael, muss ich mich voll ins Zeug legen und mein Bewegungsrepertoire auspacken. Unzählige Male "Block" und einige Abgänge später, entdecke ich doch noch eine Lösung. Und was für eine! Ich bin begeistert! Wie geschraubt! Euphorisch ob der coolen Sequenz klettere ich sie wieder und wieder. Sie sitzt. 

 

Zum Rotpunkten kam es leider nicht mehr. Wir entdeckten einen Seileinriss in unserer Tagline und entschieden uns kurzerhand mit einer anderen Seilschaft, die gerade an unserer Länge vorbeiseilte, mit an ihren Halbseilen abzuseilen. Ausserdem sind die Tage Ende November einfach auch kurz. Von 10:30Uhr bis 15:00Uhr lässt es sich gut klettern, davor und danach erinnert der Schatten daran, dass der Winter kurz bevor steht. Eine offene Rechnung, ein offenes Projekt mehr. Hier steigen wir sicherlich nochmals ein, oder Michael?

 

Buufal. Probiers mal 7b. 3SL (7a+,7a+,7b). Klebehaken. Mit 2x60m Seilen in 2x abseilen bequem zurück zum Wandfuss.

Zustieg über Miracolina 6c+ oder Summerzyt 6c.

 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschafterin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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