Kupiert. Den Schwung der kleinen Abfahrt mitnehmen, kräftig in die Pedale treten, Kette rechts, den Speed in den kurzen Uphill mitnehmen und zum Schluss im Wiegetritt über die Kuppe in die nächste Passage stechen. Es folgen unzählige Kurven, welche zum Abschluss auf einer Anhöhe den Blick aufs Meer freigeben. Wow-Effekt. In der sanft geneigten Abfahrt nehmen wir an Geschwindigkeit auf und saugen den magischen Moment im pastellfarbenen Abendstimmungslicht auf. Es ist die letzte Abfahrt des Tages, die letzte Abfahrt, bevor wir morgen wieder in den Flieger in Alicante steigen und zurück in den Winter fliegen. Es ist der 27. Dezember, ich trage kurze Velokleidung und kann bereits Abdrücke auf meinen ausgepowerten Oberschenkeln und am Sockenrand erkennen.
Spontan. Also wirklich spontan 1 Woche vor Abflug entscheiden wir die prognostizierte Schlechtwetterfront zuhause im sonnenverwöhnten Spanien auszusitzen. Vor und über die Weihnachtstage ist Dauerniederschlag angekündigt, also keine rosigen Aussichten um sportliche Ferien outdoor zu verbringen. Unser Hotel, wo wir bereits im Januar eincheckten, hat noch ein letztes Zimmer übrig. Mit Meerblick und Superior Ausstattung, nicht spott billig, aber hey, beim Ausblick auf 6 Velotage im Süden darf man schon mal tiefer in das Portemonnaie greifen. Flug dazu, 1 Gepäckstück, Shuttleservice. Unserem Trainingslager zum Jahresabschluss steht nichts mehr im Wege.
Touren
Unter 80Km bringt man kaum einen sinnvollen Loop zusammen, aber wer täglich 100Km und 1500/2000Hm spulen kann und mag, wird seine hellste Freude mit der Costa Blanca haben. Unerschöpfliche, verkehrsarme, perfekt asphaltierte Strassen in abwechslungsreicher Landschaft mit unzähligen Kurven, Pässen und Hügeln. Und natürlich eine Infrastruktur, die voll und ganz auf Velotourismus abgestimmt ist. Will heissen: Jeder Anstieg ist mit Tafeln gekennzeichnet, die Autofahrer halten Abstand, zwei Velocafés in Parcent (Blanca Bikes Cafe) und Xalo (Velosol Cafe) laden für einen Zwischenstopp im Kreise der Community ein.
weiterführende Infos
Lieblingsanstiege/Abfahrten:
- Das Coll de Rates steht nicht nur auf dem Pflichtprogramm, weil du hier die Profis beim Trainieren siehst, die Strasse zwischen Parcent am Fusse des Nordanstiegs auf das Coll de Rates und Tarbena bzw. Callosa d'En Sarria im Südwesten bringt für mich einen riesigen Spassfaktor mit. Perfekter Asphalt, nie zu steil, traumhafte Kurven und eine wunderbare Landschaft. Sehr abwechslungsreich, dazu findet sich auch immer jemand, der dein Tempo fährt, so dass man sich ziemlich schnell in einer mini "Leidensgemeinschaft" findet, das pushed ungemein, bergauf, wie bergab! Tipp: Am Nachmittag im Coll de Rates Café noch einen Kuchen mampfen und dann frisch gestärkt im kühlen Schatten am Coll de Rates antreten. Oben angekommen erwartet dich das sanfte Nachmittagslicht einer bereits tiefstehenden Sonne. In dieser Atmosphäre läuft es besonders gut und die Abfahrt von Tarbena ist das Tüpfelchen auf dem I...
- Über 30Km uphill und du merkst es kaum? Das gibt es vom Hotel weg bis zum Confrides Pass hinauf, wenn man durch das ruhige Guadalest Tal fährt. Ja nicht die Hauptstrasse von La Nucia nach Benimantell wählen, das Teil ist sacksteil!!! Höchstens für eine Speedabfahrt mit Lichtgeschwindigkeit von Interesse. Besser in Callosa d'En Sarria die sich wild schlängelnde, aber immer sanft angelegte und wunderschöne, verkehrsarme Strasse nach Benimantell hinauf wählen.
- Ein neuer Fund! Die Strasse zwischen dem ebenfalls äusserst empfehlenswerten Tudons Pass und Relleu wurde frisch asphaltiert. Zwar gilt es noch immer im oberen Abschnitt zwischen gruseligstem Lochbelag hindurch zu manövrieren, aber wer die 5-10Minuten aushält, wird mit einem Fest belohnt werden! Quasi verkehrsfrei verläuft die Strasse in Millionen Kurven durch die bewaldete Pampa. Wirklich ein Traum!
- Speed is your friend? Dann musst du die Strasse von Castell de Castells nach Benigembla einmal fahren. Du wirst dich wie ein Bahnradfahrer fühlen. 40km/h im Durchschnitt ist durchaus möglich.
- Kleine Entdeckungen, die mir wegen ihrer landschaftlichen Schönheit bzw. Besonderheit der Strassenanlage gut gefallen: angefangen beim Tollos Pass, am besten von S nach N fahren; danach die Hochebene von Alcala und das Strässchen zwischen Vall d'Ebo und Petracos. Vall de Laguar nach Benimaurell mit der Möglichkeit auf dem Els Collados Pass einzukehren.
- Vall d'Ebo Anstieg von Pego ist sehr lohnend, erinnert an einen richtigen Pass.
- Port de Bèrnia ist landschaftlich in beide Richtungen wunderschön, allerdings ist der Strassenbelag etwas hubbelig.
Hotelempfehlung:
Cap Negret in Altea liegt direkt am Meer und ist spezifisch für Velofahrer ausgestattet. Mit Bike Boxen, Werkstatt, Massage und Entspannungsmöglichkeiten, überdurchschnittlich reichhaltigem Buffet, das auf die speziellen Bedürfnisse und Ernährungsgewohnheiten von Radsportlern abgestimmt ist. Die Atmosphäre im Hotel ist unkompliziert, freundlich und im Winter trifft sich hier sowieso die halbe Rennradsportwelt. UCI World Teams steigen hier ab im Hotel. Preis-Leistung für dieses 4-Stern-Hotel kann sich definitiv sehen lassen!
Velovermietung:
Top Bike Rentals befindet sich in Gehnähe zum Cap Negret Hotel in Altea. Hier gibt es gute Pinarellos mit DI2 und 50/34er Kassette zum Verleih. Am besten vorab reservieren, Einstelldaten übermitteln und am Abholtag noch ein wenig Zeit mitbringen, um noch die letzten Details anzupassen.
https://www.topbikescostablanca.com/en/
Cafés und Einkehrmöglichkeiten:
Beachtet die speziellen Öffnungszeiten der spanischen Restaurants, Bars und Cafés. Immer vorab recherchieren, ob geöffnet ist, damit ihr kein blaues Wunder erlebt! Die beiden Szenetreffs sind definitiv Coll de Rates Cafe by Blanca Bikes (https://blancabikes.com/de/cafe/) in Parcent und das Velosol Cafe (https://en.velosolcycling.com/) in Xalo. Brunnen zum Auffüllen der Wassertanks sind rar, aber es gibt ab und an welche. Also Augen auf und rechtzeitig nachfassen!
Mein erster Blogbericht von Februar 2024 findet ihr hier: https://www.patricia-neuhauser.ch/2024/01/29/costa-blanca-calpe-rennvelo-ferien-im-trainingsrevier-der-profis/
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